In der Arena in Manila ist bei der Ankunft von Franziskus Stimmung wie bei einem Rockkonzert. Doch mitten im Jubel aus fast 20.000 Kehlen hält der Papst auf dem Weg zur Bühne an, und für eine junge Familie bleibt einen Moment die Welt stehen: Der Papst küsst ihr krankes Baby, das einen Sauerstoffschlauch in der Nase hat, er segnet Vater und Mutter und spricht ihnen ein paar tröstliche Worte zu. Das ist der Papst, von dem die familienbegeisterten Philippiner träumen: einer zum Anfassen, ein People-Papst.
Ein Junge im Rollstuhl hält dem Papst ein Heiligenbild entgegen und greift begeistert nach seiner Hand. Der Pontifex bleibt stehen, segnet das Bild und schüttelt dem Jungen lange die Hand. Bei der Begegnung mit einem tauben Ehepaar lernt Franziskus schnell die Geste für "herzlichen Dank". Eine alte Frau, die ihm ein neues Scheitelkäppchen zur Bühne bringt, nimmt er lachend in den Arm. Die päpstliche Kopfbedeckung war ihm in den vergangenen Tagen in Asien mehrfach davongeflogen.
Mit seinen Gesten und seinem Humor ist der Papst für die Philippiner genau aus dem richtigen Holz geschnitzt. "Er ist ein Verbündeter von uns", sagt Jackielyn Claveria. "Er wird uns Glück bringen." Die 35 Jahre alte Hausfrau lebt in einem Slum, auf engstem Raum mit ihrem Mann, Kind und ihrer Schwester. Ihr Mann verdient als Tagelöhner kaum genug, um den täglichen Hunger zu stillen.
Der Papst prangert an diesem Tag die skandalöse soziale Ungerechtigkeit an. Auf den Philippinen gibt es zahlreiche Milliardärsfamilien, doch ein Viertel der 100 Millionen Einwohner lebt unter der Armutsgrenze, mehr als im weltweiten Durchschnitt. In dem Korruptionsgeplagten Land bekommen auch die Politiker ihr Fett weg: Der Papst mahnt bei ihnen Ehrlichkeit und Anstand an.
Der wahre Zauber des Papst-Besuchs liegt aber jenseits von weisen Worten und mahnenden Predigten. Es ist die Atmosphäre, die den Besuch im fernen Asien zu einem Heimspiel für den lockeren Argentinier macht. Die Begeisterung der Menschen, die Stimmung auf den Straßen, die Leidenschaft der Gläubigen, das bringe das Beste im Papst zum Vorschein, sagt sein Sprecher Federico Lombardi ganz bewegt. Und wie sein Chef, der Familien bei einer Begegnung von der Statue des schlafenden Joseph auf seinem heimischen Schreibtisch erzählte, wird auch Lombardi ganz redselig.
Wie das nun eigentlich sei mit dem Protokoll bei der Begrüßung des katholischen Kirchenoberhauptes, wird er gefragt. Händeschütteln? Die Hand küssen? Was sei richtig, was sei falsch? "Ehrlich gesagt denkt der Papst über so etwas gar nicht nach", sagt Lombardi amüsiert. "Wenn jemand seine Hand küssen will, soll er das tun." Aber ein herzlicher Händedruck sei dem Papst vermutlich lieber.
Von Christiane Oelrich, dpa - Bild: Osservatore Romano) (afp)