Mit seinem grauen Vollbart, den schulterlangen Haaren und seiner relaxten Art wirkt Jeff Bridges ein bisschen wie "The Dude". In seiner Paraderolle als Ex-Hippie hängt er in dem Kultklassiker "The Big Lebowski" (1998) am liebsten mit einem Joint, Drinks und ein paar Freunden auf der Bowlingbahn herum. Bridges, der am Donnerstag (4. Dezember) das Ruhestandsalter von 65 Jahren erreicht, ist im wirklichen Leben aber anders.
Er hat gleich mehrere Karrieren. Als Schauspieler mimte er zuletzt in dem Science-Fiction-Drama "Hüter der Erinnerung" einen schnoddrigen Einsiedler. Als Musiker tourt er derzeit mit seiner Band "The Abiders" an der US-Westküste. Um seinen Geburtstag herum nimmt er allerdings eine Auszeit. Den wird er mit seiner Frau Susan verbringen, teilte die Sprecherin des Schauspielers, Jean Sievers, der Nachrichtenagentur dpa mit.
Seine Ehe ist nach Hollywoods Maßstäben eine ungewöhnliche Errungenschaft. Seit 37 Jahren ist Bridges mit der Fotografin Susan Geston verheiratet. Sie waren sich bei den Dreharbeiten zu "Rancho Deluxe" im US-Staat Montana begegnet, als Geston als Dienstmädchen auf einer Ferienranch jobbte. Sie haben drei erwachsene Töchter und auch schon ein Enkelkind. "Was sie dir nicht über das Eheleben sagen, ist, dass es einfach auf jeder Ebene immer besser wird - Gefühle, Sex, Vertrautheit", sagt Bridges in der Septemberausgabe der US-Zeitschrift AARP, die auf ältere Leser zugeschnitten ist.
Mit dem Älterwerden habe er ein kleines Problem, räumt der Schauspieler in dem Interview ein. Einerseits wolle er noch so viel erleben und erledigen nach dem Motto: "Tue es jetzt, denn bald gibst du den Löffel ab". Doch soll er sich wirklich so viele Aufgaben aufhalsen? "Entspann dich einfach, Mann. Entspann dich", sage ihm seine andere Stimme, erklärt der Star.
2010 Oscar gewonnen
Geduld hat er in seiner langen Hollywoodkarriere mit über 60 Filmen bewiesen. Seine erste Oscar-Nominierung holte Bridges vor über vier Jahrzehnten mit seiner Rolle in dem Kultfilm "Die letzte Vorstellung" von Peter Bogdanovich. Drei weitere Nominierungen folgten 1974 für "Die letzten beißen die Hunde", 1985 für "Starman" und 2001 für "Rufmord - Jenseits der Moral". Erst im fünften Anlauf gewann er 2010 Gold mit seinem Auftritt als abgehalfterter, saufender Country-Sänger in dem Drama "Crazy Hearts".
Nach dem Oscar-Gewinn sprach er Backstage über seine andere große Leidenschaft. Nun sei er zwar zum besten Schauspieler gekürt worden, doch er wolle vor allem mehr Musik machen, beteuerte Bridges. Ein Jahr später wurde er für seinen Auftritt als versoffener Revolverheld in dem Western "True Grit" wieder für den Oscar nominiert.
Sein musikalisches Talent zeigte er schon 1989 an der Seite seines Bruders Beau Bridges in "Die fabelhaften Baker Boys" (1989). Als Barmusiker verdreht er einer Sängerin, gespielt von Michelle Pfeiffer, den Kopf. Inzwischen hat er selbst zwei Alben herausgebracht, die Folk-Rock-Sammlung "Be Here Soon" und das Country-Album "Jeff Bridges".
Der Weg nach Hollywood war Bridges quasi in die Wiege gelegt worden. Seine erste Filmrolle hatte er als Baby in den Armen von Jane Grey in "The Company She Keeps". Das hatte er seinem Vater Lloyd Bridges, einem erfolgreicher Schauspieler, zu verdanken. Er selbst habe aber lange damit gerungen, ob er lieber ins Musik- oder ins Filmgeschäft gehen sollte, verrät Bridges dem AARP-Magazin.
Wie gut, dass er beides tat. Als Schauspieler entpuppte sich Bridges als Verwandlungskünstler, der fast jedes Genre meistert. In der Militärsatire "Männer, die auf Ziegen starren" glänzt er an der Seite von George Clooney als langhaariger Hippie in Soldatenuniform. In "New York für Anfänger" mimt er einen coolen Altyuppie, in dem Comic-Action-Streifen "Iron Man" wird er zum Gegenspieler des Superhelden. Er gibt auch als US-Präsident ("Rufmord - Jenseits der Moral") und als Computergenie ("Tron: Legacy") den Ton an.
In seiner nächsten Rolle als Meister Gregory muss er die Welt retten. Im Februar kommt das Fantasy-Abenteuer "Seventh Son" mit Julianne Moore als mächtige Hexe und Bridges als Kämpfer gegen das Böse in die belgischen Kinos. Der "Dude" trägt wieder Vollbart und eine lange Mähne, nun aber gänzlich silbergrau.
Barbara Munker, dpa - Bild: Tim Brakemeier (epa)