Selbst Prinzen träumen vermutlich manchmal davon, James Bond zu sein. Prinz Andrew, der kleine Bruder des britischen Thronfolgers Charles, kam diesem Traum als Kind ziemlich nahe: Mit gerade mal sechs Jahren bekam er vom Autobauer Aston Martin 1966 einen Nachbau des legendären DB5 geschenkt, des silbernen Nobelschlitten, mit dem Agent 007 das Königreich und die ganze Welt in "Goldfinger" und "Feuerball" rettet. Inklusive drehbarer Nummernschilder, kleiner Spiel-Maschinengewehre hinter den Lichtern und der Fähigkeit, Verfolger mit einer Rauchwolke zu verwirren.
Das Bond-Auto in Kindergröße ist das spektakulärste königliche Spielzeug, das seit Samstag im Londoner Buckingham Palast zu sehen ist. Gleich daneben steht ein weißes Schaukelpferd, das dem derzeit jüngsten Royal gehört. Mit dem dazugehörigen Poloschläger bekam es der kleine Prinz George von niemand geringerem als US-Präsident Barack Obama und seiner Frau Michelle geschenkt. Genau so wie das fliederfarbene Deckchen aus Alpaka-Wolle in einer der Vitrinen.
Dass Königin Elizabeth II. schon als kleines Kind typisch britische Gepflogenheiten nachspielte, zeigt ihr rötliches Teeservice von 1930, in dem Jahr wurde sie vier Jahre alt. Die Kanne ist ein Keramikhase, auch die Tassen sind mit Hasen verziert. Zwei Jahre später bekam die Prinzessin eine komplette Küche mit Essplatz, Schrank, Herd, aber auch Waschbrett, Mangel und Bügeleisen - wohl nicht gerade Haushaltsgegenstände, mit denen eine Königin zu tun hat.
"Gerade in höheren sozialen Schichten war Spielzeug immer auch Lehrspielzeug", sagt Karin Falkenberg, die das Nürnberger Spielzeugmuseum leitet. "Man musste schließlich auch wissen, was das Personal macht." Spielzeug bilde oft die Welt der "Großen" ab, etwa in Puppenstuben und bei der Mode. Kein Wunder also, dass Elizabeths Puppe "Pamela" von 1935 einen ganz ähnlichen Mantel trägt wie die künftige Königin und ihre kleine Schwester Margaret zu dieser Zeit.
Viel älter ist die kunstvoll gearbeitete silberne Rassel aus dem Jahr 1762, mit der George IV. als Prinz spielte. Er war der vierte Monarch aus dem Haus Hannover, aus dem die deutschen Vorfahren der Windsors stammen. Eher für seine Schwestern gedacht war wohl das Puppenhaus aus den 1780ern. Seine winzigen Möbel sind ebenso kunstvoll gearbeitet wie die echten Möbel in einem der 775 Räume des Buckingham Palastes, in dem es ausgestellt ist.
Denn mindestens so faszinierend wie der seltene Einblick in die Kinderstuben der britischen Prinzessinnen und Prinzen ist der Palast selbst. Jedes Jahr im August und September sind die Prunkzimmer der Residenz für acht Wochen öffentlich zugänglich. In früheren Jahren wurden während des "Summer Openings" unter anderem die Ballkleider der Königin oder die gedeckte Tafel eines Staatsbanketts gezeigt.
Auf dem Weg zur Ausstellung über das royale Spielzeug kommen die Besucher etwa im Thronzimmer vorbei, wo das offizielle Hochzeitsfoto des Prinzen William und seiner Frau Kate aufgenommen wurde. Zwischen Kronleuchtern, Wandteppichen und edlen Vasen zeigt ein Foto der lesenden Geschwister Prinz Charles und Prinzessin Anne in der Bildergalerie, dass die Königsfamilie im Buckingham Palast nicht nur repräsentiert, sondern auch lebt.
Teresa Dapp, dpa - Bild: Cart Court (afp)