Während König Philippe bei der Suche nach einer neuen Regierung im politisch verminten Gelände tätig sein muss, kann Albert entspannt seinen Geburtstag feiern: An diesem Freitag wird er 80 Jahre alt.
Kurz vor seinem Geburtstag sorgte Albert noch einmal für Wirbel. Er gab den Fernsehsendern RTL-TVI und VTM ein Interview - an sich schon höchst unüblich, dazu war aber auch Philippe erst davon in Kenntnis gesetzt worden, als das Interview schon im Kasten war.
Philippe verlangt jedoch, dass jegliche Kommunikation der Königsfamilie über seine Pressestelle läuft. Die Geschichte deutet auf erhebliche Spannungen innerhalb des Königshauses hin - und das zu dem denkbar ungünstigsten Zeitpunkt - Philippes Feuerprobe bei den Verhandlungen zur Bildung einer neuen Regierung.
Auch im November 2013 machte Albert Schlagzeilen, als er sich bitterlich darüber beklagte, mit einer jährlichen Apanage aus Steuermitteln in Höhe von bescheidenen 923.000 Euro auskommen zu sollen. Als soziale Härte empfand er das. Doch der sozialdemokratische Regierungschef Elio di Rupo, ansonsten ein Mann mit viel Verständnis für echte Not, blieb unbeeindruckt. "Wir haben nicht vor, ein Komma zu ändern", sagte er dem Parlament zur Finanzierung des Königshauses.
Albert, das war die Botschaft, müsse dann halt in seiner Villa an der Côte d'Azur und auf der Jacht dortselbst den Gürtel etwas enger schnallen. Grund zur Verbitterung hat der König nach Ansicht vieler Untertanen und Hintersassen nicht - schließlich waren sie auch nachsichtig mit ihm.
Eigentlich sollte er nie auf den Thron
Albert (*6.6.1934) ist nach seinem Großvater benannt, der verunglückte, während seine Mutter Astrid mit ihm schwanger war. Eigentlich sollte er gar nicht König werden, denn sein Bruder Baudouin hatte sich in diesem schweren Amt die Herzen der Belgier erobert.
Dementsprechend locker gestaltete der Prinz seine reichlich bemessene Freizeit: 1959 heiratete er die italienische Adlige Paola Ruffo di Calabria, die ihm drei Kinder schenkte. Später trennten sich die Wege des Paares. Paola wurde oft mit dem Sänger Salvatore Adamo ("Dolce Paola") gesehen, Albert vergnügte sich anderweitig. Delphine Boël behauptet weiterhin, dass Albert ihr leiblicher Vater sei. 1999 sprach Albert auch öffentlich von einer schweren Krise, in der sich seine Ehe mit Paola damals befunden habe.
Im August 1993 wurde er König und damit Nachfolger seines stillen und ernsten Bruders Baudouin, der auf dem Thron starb. Viele Beobachter zweifelten damals daran, dass ein notorischer "Bruder Leichtfuß" einen guten König abgeben könne - aber Albert wurde einer. Für gelegentliche Eskapaden sorgte allenfalls sein Sohn Prinz Laurent. Der erwarb sich als "Prinz Bleifuß" einen hohen Bekanntheitsgrad bei der Verkehrspolizei und verärgerte die Regierung mit einer politisch nicht gewünschten Kongo-Reise.
Albert und Paola jedoch strahlten derweilen nur noch Seriosität und staatstragende Verantwortung aus. Und der König - der in Belgien bei der Regierungsbildung eine sehr wichtige Rolle spielt - erwies sich als geschickter und kenntnisreicher Akteur auf dem extrem schwierigen innenpolitischen Terrain seines Landes.
Albert II war fast 20 Jahre lang König der Belgier und erlebte in dieser Zeit neun Regierungen mit. Im Juli 2013 verzichtete Albert auf den Thron und begründete diesen Schritt kurz und bündig: "Mein Alter und meine Gesundheit erlauben mir nicht mehr, meine Funktion so auszuüben, wie ich es möchte."
- Thronwechsel am 21. Juli 2013: Der Tag in zwölf Bildern
- Ein besonderer Nationalfeiertag: der Film
- Video: König Albert hält letzte Rede und dankt ab
Offizielle Feier am Samstag
Auf dem Programm zum Geburtstag steht ein Besuch im Musée Bellevue, dem früheren Museum der Dynastie. Das Museum widmet dem ehemaligen Staatsoberhaupt eine eigene Ausstellung. An dem Besuch nehmen neben dem Jubilar auch Prinzessin Astrid und Prinz Lorenz sowie Prinz Laurent und Prinzessin Claire teil.
dpa/brf/vrt/sh/km - Bild: John Thys (afp)