Der Komiker Karl Dall (72) sieht sein Leben nach den Vergewaltigungsvorwürfen für immer verändert. "Ich wünsche mir, in Zukunft wieder unbekümmert durchs Leben gehen zu können", sagte Dall, der in Hamburg lebt, der Bild-Zeitung vom Mittwoch. "Aber es wird niemals mehr so sein, wie es vorher war."
Die Staatsanwaltschaft Zürich ermittelt gegen den Entertainer, der die Vorwürfe bestreitet. Dall saß vier Tage in Untersuchungshaft. Eine Schweizer Journalistin wirft ihm vor, sie im September in einem Hotel vergewaltigt zu haben. Zwei Monate später erstattete sie Anzeige.
"Auch nach der Freilassung fühle ich mich gefangen", sagte Dall der Bild-Zeitung. "Ich bin ein freiheitsliebender Mensch, traue mich jetzt aber kaum noch raus. Dabei würde ich gerne über den Weihnachtsmarkt gehen und für meine Enkeltochter Geschenke kaufen."
Der Schweizer Zeitung "Blick" sagte er: "Ich bin menschenscheu geworden. Ich denke, an jeder Ecke erkennt mich jemand wegen dieser Angelegenheit. Ich hoffe, dass der Spuk bald ein Ende hat." Wegen der Zeit in Haft habe er knapp drei Kilogramm abgenommen, erzählte Dall in den Interviews.
Der Komiker hofft nun, dass das Verfahren so schnell wie möglich eingestellt wird. "Ich werde nicht als Gewalttäter in die ewigen Jagdgründe eingehen", sagte er der Bild. "Das möchte ich auch vor allem meiner Familie nicht antun. Dafür werde ich kämpfen. Schließlich bin ich unschuldig."
Zu der angeblichen Tatnacht dürfe er sich nicht äußern, betonte Dall in der Wochenzeitung "Die Zeit". "Nur so viel: Es war ein Riesenfehler, dass ich bei diesem 'Interview' allein war. Ich Idiot!" Er sehe sich als Opfer einer mehrfach durch Stalking auffällig gewordenen Journalistin: "Meine Prominenz war ihr Schutz."
Nachdem er in E-Mails mit der Frau teils auf deren "erotischen Sachen" eingegangen sei, habe er alles gelöscht. Als sie versucht habe, ihn zu erpressen, habe er sie "verbal heftig attackiert". "Aber ich wollte sie nicht anzeigen", sagte Dall. "Einerseits hatte ich ein gewisses Mitleid mit ihr. Andererseits wollte ich auch nicht auf den Titelseiten landen - was ja jetzt passiert ist."
dpa - Bild: Markus Scholz (afp)