Es war ein Tag der Premieren: Der neue König Willem-Alexander hielt erstmals die Thronrede, und erstmals seit 126 Jahren eröffnete auch ein Mann das parlamentarische Jahr. Der Generationswechsel im niederländischen Königshaus wurde an diesem Dienstag in Den Haag sichtbar. Doch der König brachte auch eine bittere Nachricht: Die Krise und die Sparmaßnahmen werden alle treffen.
Nach außen schien alles wie immer. "Prinsjesdag" ist und bleibt ein Tag der Traditionen: Pferde, Flaggen, phantasievolle Uniformen, Blaskapellen. Die Abgeordneten der beiden Kammern des Parlamentes putzen sich heraus. Die Damen tragen Hut, die Herren Frack und das ausgerechnet in dem Land, das die Lässigkeit erfunden haben könnte.
Keiner weiß genau, warum dieser Tag Prinsjesdag, Tag des kleinen Prinzen, heißt, und warum er ausgerechnet immer auf den dritten Dienstag im September fällt. Doch seit hunderten von Jahren eröffnet der Monarch - übrigens nach britischem Vorbild - das parlamentarische Jahr und enthüllt in der Thronrede die Pläne der Regierung.
Anschließend, auch das ist Tradition, bringt der Finanzminister das berühmteste Köfferchen des Landes ins Parlament. Als wollte er sagen: Leute, das ist der Pott für nächstes Jahr. In diesem Jahr war längst allen klar: Das Köfferchen ist leer.
Tiefe Wirtschaftskrise
Seit fünf Jahren leben die Niederlande in einer tiefen Wirtschaftskrise, weitere Milliarden Kürzungen stehen bevor. Jeder wird es spüren. Kindergeld, Renten, Sozialhilfe - überall wird gestrichen. Die bittere Botschaft des Königs in seiner Jungfernrede lautete dann auch: Das Ende des Wohlfahrtsstaates. Königin Máxima saß daneben in goldfarbener langer Robe bestickt mit Pailletten und passendem Hut und lauschte aufmerksam.
Doch die düstere Prognose trübte den Oranje-Jubel in den Straßen nicht. "Máxima, Máxima" riefen Zehntausende, als die goldene Kutsche mit dem Königspaar vorüber fuhr, gezogen von acht schwarzen Pferden. Aus dem ganzen Land waren die Menschen gekommen, festlich geschmückt mit Hütchen und Krönchen aus Papier - in orange, versteht sich, der Farbe des Hauses Oranien.
Für den 46-jährigen König war das alles ein alter Hut. Schon 28mal hatte er die nur wenige hunderte Meter lange Strecke vom Palast zum ehrwürdigen Rittersaal des Parlaments zurückgelegt. Doch nun musste er die Rede halten, über die im Land - auch das ist Tradition - am meisten gemäkelt wird. Denn sie besteht eigentlich aus einem Sammelsurium an Regierungsplänen, aufgeschrieben von hohen Beamten.
Die große Frage war dann auch: Wie tut er es? Wird der neue König auch neue Akzente setzen? Seine Rolle in der Staatsführung war schon unter seiner Mutter Beatrix stark eingeschränkt worden. Und er selbst hatte vor dem Thronwechsel am 30. April deutlich gemacht, dass er sich mit einer mehr zeremoniellen Rolle abfinden würde. Willem-Alexander will ein persönlicher und verbindender Monarch sein.
Frisch und flott war sein erster großer Auftritt in jedem Fall. Für die 2200 Worte seiner bitteren Botschaft brauchte Willem-Alexander nur 17 Minuten. Er las ohne zu Hapern, allerdings von Papier und nicht wie mancher heimlich gehofft hatte, vom IPad.
Doch der König setzte auch deutliche und überraschende Akzente. Er begann mit sehr persönlichen Worten. Er dankte seiner Mutter Beatrix, die ihm nach 33 Jahren als Königin den Thron übergeben hatte. Und er erinnerte auch, sichtlich ergriffen, an den Tod seines Bruders Friso, der im August nach 18 Monaten im Koma gestorben war.
Beeindruckend, das war die einmütige Reaktion der Politiker und Kommentatoren. Er habe seine Sache gut gemacht.