Mit Helen Hunt kann man Wirbelstürme jagen ("Twister"), seine Jungfräulichkeit verlieren ("The Sessions - Wenn Worte berühren") oder einen grantigen Neurotiker (Jack Nicholson in "Besser geht's nicht") um den Finger wickeln. Sie ist Hollywoods schönste bodenständige Schauspielerin.
Männer und Frauen stehen gleichermaßen auf den blonden Star, der am Samstag (15. Juni) seinen 50. Geburtstag feiert. Auf der Leinwand ist sie oft die beste Freundin, die taffe Geschäftsfrau, die fürsorgliche Mutter, mit einer Prise Sex-Appeal, aber ohne Star-Allüren oder Diva-Gehabe.
Als Hunt im Februar bei der Oscar-Verleihung über den roten Teppich lief, überraschte sie die Modereporter mit dem Bekenntnis, sie trage ein Kleid "von der Stange". "Es ist nicht so, als würde ich meine flauschige Trainingshose tragen", sagte Hunt grinsend, die in dem langen dunkelblauen Abendkleid eine blendende Figur machte.
Sie war für ihre Rolle in "The Sessions - Wenn Worte berühren" als beste Nebendarstellerin nominiert. In dem Film zeigte die Schauspielerin viel nackte Haut. Sie spielt eine Sex-Therapeutin, die einem körperlich behinderten Mann, der noch nie Sex hatte, den Wunsch nach körperlicher Liebe erfüllt.
Von "Girls Just Want to Have Fun" ...
Als Tochter eines Regisseurs (Gordon Hunt) und einer Fotografin in Los Angeles geboren, war sie von klein auf mit dem Showbusiness vertraut. Nach ersten Teenager-TV-Rollen spielte Hunt an der Seite von Sarah Jessica Parker 1985 in der Tanz-Komödie "Girls Just Want to Have Fun" mit. Francis Ford Coppola holte sie im gleichen Jahr für "Peggy Sue hat geheiratet" vor die Kamera.
Die geplante Filmkarriere wurde zunächst von "Mad About You - Verrückt nach Dir" durchkreuzt. Die Comedy-Serie über ein junges Ehepaar mit Frust und Freunden machte Hunt in den 90er Jahren zum TV-Star. Sie holte vier Emmy-Trophäen und drei Golden Globes als beste Komödiendarstellerin. Doch dann wirbelte Hunt mit "Twister" (1996) auch die Filmwelt auf. In dem Katastrophen-Thriller jagt sie als Wissenschaftlerin einem Monster-Tornado hinterher. Der mit Spezialeffekten gespickte Streifen war ein riesiger Kassenhit, Hunt war plötzlich gefragt.
Dann kam der Zuschlag für "Besser geht's nicht" an der Seite von Jack Nicholson. Sie spielt eine alleinerziehende Kellnerin, die es mit ihrer offenen Art schafft, einen unleidlichen Schriftsteller (Nicholson) umzukrempeln. Hunt war so gut, dass sie bei der Oscar-Verleihung 1998 Judi Dench ("Mrs. Brown") und Kate Winslet ("Titanic") ausstach und Gold holte.
... bis "Was Frauen wollen"
Nach diesem Erfolg ging es Schlag auf Schlag: Im Jahr 2000 war sie in vier Filmen in den Kinos zu sehen, darunter mit Richard Gere in "Dr. T and the Women", mit Tom Hanks in "Verschollen" und mit Mel Gibson in "Was Frauen wollen". Doch ihre langjährige Beziehung mit dem Schauspieler Hank Azaria geriet ins Schleudern. Die Ehe hielt nur ein Jahr und wurde Ende 2000 geschieden. Mit dem Drehbuchautor und Produzenten Matthew Carnahan fand Hunt eine neue Liebe. 2004 brachte sie mit 40 Jahren Töchterchen McKenna zur Welt.
Auch beruflich gab es eine neue Rolle. Bei dem Film "Als sie mich fand" führte Hunt 2007 nach ihrem eigenen Drehbuch erstmals Regie. Sie konnte Stars wie Colin Firth und Bette Midler für das romantische Midlifecrisis-Drama gewinnen. Nach ihrem einfühlsamen Auftritt in "The Sessions - Wenn Worte berühren" kann man nur hoffen, mehr von Hunt auf der Leinwand zu sehen. In der Rolle als Sex-Therapeutin offenbart sie Seele und Körper, wie man es in Hollywood selten sieht.
Die Nacktszenen seien ihr nicht leicht gefallen, räumte Hunt im Interview mit der Zeitschrift "Vanity Fair" ein. "Ich habe mich darum bemüht, möglichst locker zu sein, darüber hinaus musste ich so tun, als ob ich es wäre." Das ist ihr mit feinster Schauspielkunst bestens gelungen.
Von Barbara Munker, dpa - Archivbild: Nina Prommer, afp