Hunderttausende dick vermummte Narren haben in den rheinischen Karnevalshochburgen die Rosenmontagszüge bejubelt. Wie es sich gehört, nahmen die Wagenbauer die Politik aufs Korn, wobei sich vor allem Düsseldorf mit aktuellen und frechen Motiven hervortat.
Sogar der Rücktritt von Bundesbildungsministerin Annette Schavan wurde dort noch aufgegriffen: Die "Plagiannette" wurde von der Uni Düsseldorf aus dem Amt geschossen. Und doch dürfte dies am Montag schon nicht mehr der Rücktritt gewesen sein, der die Leute am meisten beschäftigte: Während die Wagen bereits rollten, verbreitete sich die Nachricht vom vorzeitigen Abschied des Papstes.
Peer Steinbrück lastete in Düsseldorf als "Schweer Steindrück" auf der SPD, Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde von einem Griechen ein Hitler-Bärtchen aufgemalt. In Köln musste sie unterdessen als Muttersau die Sorgenkinder der Euro-Krise nähren. Die Sau-Angie rief bei den Zuschauern gemischte Reaktionen hervor. Die Leitung des Kölner Zuges - mit 150 Wagen und 7,5 Kilometern Länge der größte in Deutschland - lag in Händen eines Beerdigungsunternehmers.
Gegen die Kälte hatten sich viele Narren mit dicken Tierkostümen und Glühwein gewappnet. Geschunkelt wurde am Straßenrand eher weniger, doch die Jecken hielten sich in Bewegung, indem sie sich nach Schokolade, Blumensträußen und Popcorn streckten und bückten. Auch in anderen nordrhein-westfälischen Städten wie Essen, Münster, Bonn und Aachen schlängelten sich am Montag Karnevalszüge durch die Straßen.
Die Karnevalszüge gehen auf Maskenzüge aus mittelalterlicher und vermutlich sogar heidnischer Zeit zurück. Ursprünglich sollte damit der Winter ausgetrieben werden.
dpa/okr - Bild: Patrik Stollarz (afp)