Das Großherzogtum hat sich in Schale geworfen. Hier ein paar neue Pflastersteine, dort noch ein frischer Anstrich. Luxemburg hat sich fein gemacht für seine Prinzenhochzeit. Luxemburgs Bürgermeister Xavier Bettel wird das Paar Freitagnachmittag im Rathaus der Stadt trauen. Eine Hochzeit des künftigen Großherzogs und Staatsoberhauptes von Luxemburg gibt es schließlich nur ein Mal pro Generation. Die Letzte war vor 32 Jahren.
Klar, dass auch im Rathaus alles glänzt. Neue Gardinen und neue Tapeten schmücken den barocken Raum mit den auf Hochglanz polierten goldenen Kronleuchtern, in dem sich Guillaume und Stéphanie auf Luxemburgisch das Jawort geben werden. Rund 40 Gäste werden dabei sein: die Familien des Brautpaars und Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker mit einigen Ministern. Alle, die am gleichen Tag wie das Brautpaar geboren sind, dürfen am Freitagvormittag im Foyer des Grand Théatre mit den beiden mit einem Glas Sekt anstoßen.
Europäischer Hochadel wird erwartet
Die kirchliche Trauung in der Kathedrale am Samstag wird zum Spitzentreffen des europäischen Hochadels - gilt dort diese doch als Top-Ereignis des Jahres. Die belgische Königsfamilie ist schon aus familiären Gründen komplett anwesend. Ist der Bräutigam doch ein Enkel der verstorbenen Schwester König Alberts. Urenkel König Leopold III. also. Aus den Niederlanden, Norwegen, Schweden und Dänemark werden sowohl die Gekrönten Häupter als auch die Thronfolger erwartet.
Das Fürstenpaar von Liechtenstein, königliche Hoheiten aus Marokko, Jordanien, Japan, Prinz Edward und Sophie von Großbritannien, die Ex-Könige von Griechenland und Bulgarien und die Erbprinzessin von Rumänien, last not least Caroline von Hannover sind in der Kathedrale anwesend.
Thronfolger
Das Ja-Wort wird auf zwei Großbildschirmen auf dem Platz vor dem Rathaus live zu sehen sein. Einige Luxemburger haben sogar Karten für die Kathedrale bekommen. Guillaume, der älteste Sohn von Großherzog Henri war 2.000 zum Erbgroßherzog ernannt worden, nachdem sein Vater den Thron bestiegen hatte. Guillaume wird der siebte Thronfolger im luxemburgischen Zweig der Dynastie Nassau-Weilburg sein. Guillaume trägt auch die Titel Erbprinz von Nassau und Prinz von Bourbon-Parma.
Die Braut ist jetzt Luxemburgerin
Die Braut, Gräfin Stéphanie hat vor einigen Tagen ihre belgische Staatsangehörigkeit abgelegt und ist Luxemburgerin geworden. Überschattet wird die Hochzeit vom Tod ihrer 70jährigen Mutter Alix, die vor zwei Monaten an den Folgen eines Schlaganfalls starb. Die Braut entstammt einer der ältesten Adelsfamilien im heutigen Belgien und Frankreich. Ihre Vorfahren nahmen bereits an den Kreuzzügen teil, standen als Angehörige des westflämischen Adels in Diensten der Herzöge von Burgund und zählten zu den ersten 24 Rittern des von Philipp dem Guten 1430 in Brügge gegründeten Ordens vom Goldenen Vlies.
Die jüngste von acht Geschwistern ging zunächst im flämischen Ronse zur Schule und nach ihrem Abitur in Frankreich ein Jahr nach Moskau. An der Katholischen Universität von Neu-Löwen studierte Stephanie deutsche Literatur und schloss ihr Studium in Berlin mit einer Untersuchung über den Einfluss der deutschen Romantik auf die russische Literatur ab. Zum ersten Mal gefunkt haben soll es zwischen den beiden vor acht Jahren bei einem Treffen mit Freunden in Deutschland. Vor drei Jahren hätten ihre Herzen dann immer mehr zueinander gefunden, bekannten beide kürzlich. Nun ist es also soweit.
Vorfreude
In der Stadt ist viel Vorfreude auf den großen Tag zu verspüren. Romantik und Folklore inklusive. An Kiosken gibt es Postkarten mit dem Paar. Die Patisserie Kaempff-Kohler hat Schokoladen-Täfelchen mit dem Konterfei der Zwei im Angebot. Und es gibt auch einen eigenen Sekt zur Prinzenhochzeit. Klar, dass die luxemburgische Starköchin Léa Linster für die Gaumenfreuden der illustren Gäste sorgen wird. Übrigens wird ein Teil der geladenen Gäste das Gala-Dinner im Plenarsaal des am Palais angrenzenden Abgeordnetenhaus einnehmen.
Luxemburg lässt sich die Hochzeit auch etwas kosten: Rund 350.000 Euro zahlt der Staat am Heiratswochenende etwa für ein Abendessen, einen Empfang und die kirchliche Trauung. Und die Stadt nimmt etwa 300.000 Euro in die Hand. Sie schenkt dem Brautpaar ein Fest für alle Bürger - mit Public Viewing, Konzerten der Belgierin Selah Sue und Funky P. aus Luxemburg sowie ein Feuerwerk. Die Lokale dürfen ausnahmsweise bis drei in der Früh geöffnet bleiben.
Im Fernsehen
Ab 10.15 Uhr berichtet das Zweite deutsche Fernsehen in "ZDF Royal" live von der "Liebeshochzeit in Luxemburg". Für RTL-TVI berichtet der französische Adelsexperte Stéphane Bern von dem Ereignis. Kurz vor 13.00 Uhr soll es den von allen ersehnten Kuss auf dem Balkon zu bestaunen geben. Dass auch die Ostbelgier das symphatische Paar eines Tages hier vor Ort in Augenschein nehmen können, dürfte nur eine Frage der Zeit sein ...
Bild: Benoit Doppagne (belga)