
Über Prinz Laurent, der nicht selten auch als das "enfant terrible" der belgischen Königsfamilie bezeichnet wird, erscheint am Mittwoch ein 500 Seiten starkes Buch unter dem Titel "Laurent, der Sünder von Laeken".
Im Rampenlicht steht am Mittwochabend auch König Albert II in einer Sendung des RTBF-Fernsehens. In der Öffentlichkeit hat König Albert II noch nichts zu seinem möglichen Rücktritt gesagt, aber anscheinend hat er sich einigen Politkern gegenüber dahingehend geäußert. Vergessen wir nicht, der König ist immerhin 79 Jahre alt und möchte so langsam aber sicher für seinen Sohn, Kronprinz Philippe, Platz machen.
Darum geht es am Mittwochabend in der RTBF-Sendung "Questions à la Une". Dort erfahren wir, dass der König die Absicht bekundet hat, etwa Mitte nächsten Jahres zurückzutreten. Was die Zeitung Le Soir übrigens bereits im vergangenen März gemeldet hatte.
Mögliche Hindernisse
An einem Rücktritt hindern könnten König Albert II die meisten führenden Politiker, die es wesentlich lieber sehen würden, wenn Albert II wenigstens noch bis nach den Parlamentswahlen des Jahres 2014 am Ruder bliebe. Sie befürchten nämlich, dass dann die nationalistische N-VA in Flandern einen haushohen Wahlsieg landen könnte, sodass sie für eine Regierungsbildung unverzichtbar werden würde.
Sollte die N-VA jedoch bei ihren heutigen Forderungen bleiben, dann würde es nicht nur schwerer als schon bisher, eine neue Regierung zu bilden, sondern Belgien würde vielleicht sogar mit der Kernfrage seines weiteren Bestehens konfrontiert. Und für diesen Fall möchte man auf die Erfahrung und das Geschick des heutigen Königs nicht verzichten. Der noch unerfahrene Prinz Philippe, so eine weit verbreitete Meinung, wäre mit einer solchen Situation zweifellos überfordert. Folglich möchte man, dass Albert II wenigstens noch bis nach den Wahlen von 2014 im Amt bleibt.
Buch "Laurent, der Sünder von Laeken"
Das Buch ist in der Tat keine Lobeshymne auf Laurent, der ja seit Langem schon als das schwarze Schaf oder als das „Enfant terrible" der belgischen Royals gilt. Der Autor ist übrigens jener Mario Danneels, der in einem früheren Buch bereits die Existenz einer unehelichen Tochter des Königs in die Öffentlichkeit gebracht hatte. Laurent beschreibt er als paranoid. So glaubt der Prinz zum Beispiel felsenfest, dass er ständig von seinem Vater abgehört wird. Wenn er jemandem etwas anvertrauen möchte, dann tut er das nie am Telefon, sondern lädt ihn zu einem Spaziergang ein.
In dem Buch gibt eine Erklärung für das gespannte Verhältnis zwischen Prinz Laurent und seinem Vater, König Albert. Und zwar hat sich Prinz Laurent immer seinen Geschwistern gegenüber benachteiligt gefühlt. Allerdings hat er, zumindest dem Buch zufolge, auch selbst dazu beigetragen, dass er nicht ganz ernst genommen wurde.
Dazu ein Beispiel aus dem Buch: Vor genau elf Jahren, als die Anschläge auf das New Yorker World Trade Center verübt wurden, befand er sich mit einer belgischen Handelsmission in den USA, bei der er beweisen sollte, dass er zu solchen Aufgaben das Zeug hat. Und was tut der Mann? In einer öffentlichen Rede kommentiert er den Terroranschlag mit den Worten "Da sieht man, wozu dieser ganze Materialismus führen kann". Die Amerikaner haben das zum Glück nicht an die große Glocke gehängt, doch hatte Laurent sich damit für weitere diplomatische Aufgaben disqualifiziert.
Verhältnis des Prinzen zu seiner Mutter
Das ist in der Tat eine schon fast lustige Geschichte, aber sie wird von mehreren Zeugen bestätigt. Königin Paola wollte in den neunziger Jahren ihren Sohn wieder mehr an die Familie binden, indem sie ihm eine Wohnung im Palast von Laeken einrichten lassen wollte. Als Ort dafür wurde ein Kellerraum des Palastes ausgewählt, und der war bereits für rund zwei Millionen damaligen belgischen Franken renoviert worden, als auch die Königin einsah, dass man einen Prinzen, wie es so schön in dem Buch heißt, nicht in einen Keller stecken kann.
Und zum Schluss noch den Hinweis: Das Buch gibt es zunächst nur auf Niederländisch, es kostet 25 Euro und dürfte in einigen Woche auch in französischer Sprache erscheinen.
Archivbild: Julien Warnand (belga)