Monarchen aus aller Welt haben der Queen zu deren diamantenem Thronjubiläum die Ehre erwiesen - doch das Mittagessen auf Schloss Windsor ist zum diplomatischen Fauxpas geworden. Die Gästeliste stieß auf massive Kritik von Menschenrechtlern. Und auch einige der Gäste selbst hatten keine Lust auf britischen Pomp.
So kam Königin Sofía (73) gar nicht erst aus Spanien angereist: Nach Auffassung der Regierung in Madrid ist der Besuch "unter den gegenwärtigen Umständen nicht angebracht", hieß es aus Kreisen des spanischen Königshauses. Es geht unter anderem um strittige Fischereifragen vor Gibraltar, das die Spanier von den Briten zurückhaben wollen. Dass der Sohn von Elizabeth II., Prinz Edward, demnächst nach Gibraltar reisen will, setzt dem Streit die Krone auf. Sofías Mann, König Juan Carlos (74), wegen seines Unfalls bei einer umstrittenen Elefantenjagd in Botsuana geschwächt, hatte schon vorher den Besuch in London dankend abgelehnt.
"Royale Tyrannen" eingeladen
Dafür saßen ein paar Despoten an der Tafel des Queen-Wohnsitzes außerhalb von London. Während sich König Mswati III. von Swasiland Spargel, Lammbraten und Erdbeeren zum Dessert schmecken ließ, hungert sein Volk zu Hause. Die Queen habe "royale Tyrannen" eingeladen, kritisierte der britische Monarchie-Gegner Peter Tatchell. Die Queen müsse sich entschuldigen, forderte Graham Smith von der Anti-Monarchie-Bewegung Republic.
Damit gemeint hat er auch König Hamad al-Khalifa von Bahrain. In dessen Land starben bei der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten bis zu 50 Menschen. Der Formel-1-Grand-Prix vor einigen Wochen konnte nur unter enormen Sicherheitsvorkehren stattfinden. Regimegegner aus Bahrain hatten schon seit Tagen in London gegen den Besuch demonstriert. Das britische Außenministerium sieht in dem Ölstaat dagegen kein Problem, es gebe eine "umfassende und offene Diskussion über eine Reihe von Themen" mit der Führung in Bahrain.
Dabei müsste es das Königshaus, das sich die Einladungslisten stets von der Regierung in der Downing Street genehmigen lassen muss, eigentlich besser wissen. Mitglieder der Familie Windsor waren im vergangenen Jahr wiederholt in die Schlagzeilen geraten, weil sie Despoten in königlichen Gemäuern empfangen hatten. Darunter war auch der Sohn des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi.
Angesichts der Verwerfungen wurde der große Bahnhof für das Who is Who des europäischen und weltweiten Hochadels fast zur Nebensache: Die Queen begrüßte an der Seite ihres Mannes Prinz Philip und gemeinsam mit ihrem Enkel Prinz William sowie dessen Frau Kate Herrscher aus 26 Ländern. König Carl XVI. Gustaf und seine Frau Silvia waren ebenso dabei wie Königin Margrethe II. von Dänemark und Kaiser Akihito von Japan. Am Abend wollten viele von ihnen einem Empfang von Thronfolger Prinz Charles im Buckingham Palast beiwohnen.
dpa/sh - Bild: John Stillwell (afp)