Die Schalke-Fans sind traurig, und die Bundesliga verliert einen ihrer beliebtesten Topstars: Drei Spieltage vor dem Ende der Saison hat Spaniens Fußball-Ikone Raúl seinen Abschied zum Saisonende verkündet und dem FC Schalke 04 im Endspurt einen Nackenschlag versetzt.
Zwar war nach monatelangen Verhandlungen mit dem Weggang des 34 Jahre alten Offensivspielers aus Spanien zu rechnen, dennoch sorgte die Nachricht am Donnerstag für ein Paukenschlag.
Bis zuletzt hatten Schalkes Manager Horst Heldt und Clubchef Clemens Tönnies versucht, den allseits beliebten Spanier zum Bleiben für ein weiteres Jahr zu bewegen - am Ende entschied sich Raúl nach reiflicher Überlegung aber gegen den neuen Einjahresvertrag. "Wir hatten zwei tolle Jahre mit ihm und hätten ihn gern ein weiteres Jahr behalten", sagte Aufsichtsratsvorsitzender Tönnies, der betonte, dass man für Raúl nicht das Gehaltsgefüge sprengen wolle: "Wir haben ganz klare Vorstellungen, welcher Rahmen für uns möglich ist."
Angeblich bot Schalke Raúl ein Gehalt von vier Millionen Euro für weitere 12 Monate. Bis zu diesem Sommer verdiente er dem Vernehmen nach sieben Millionen jährlich, wobei sein Ex-Club Real Madrid zwei Millionen Euro beisteuerte. Offiziell bestätigt wurden diese Summen nie. Nun verlässt Raúl, der vom damaligen Trainer Felix Magath im Sommer 2010 ins Revier gelotst worden war, den Club ablösefrei.
Wohin Raúl geht, der sich an seinem Wohnort Düsseldorf nach eigenem Bekunden pudelwohl fühlte, ist bislang nicht bekannt. Zuletzt war er von spanischen Medien mit Vereinen in Katar in Verbindung gebracht worden, wo er angeblich bis zu neun Millionen Dollar pro Saison verdienen könne. Womöglich kehrt Raúl aber auch zu Real Madrid zurück, wo er in anderer Funktion tätig werden könnte.
Tor des Jahres 2011
Für Schalke war der Transfercoup mit Raúl ein Glücksgriff - sportlich wie menschlich. Nicht nur durch sein sympathisches und bescheidenes Auftreten eroberte Raúl schnell die Herzen der Fans. Auch sportlich war er ein absoluter Gewinn: Mit Schalke gewann er im Vorjahr den DFB-Pokal mit einem 5:0-Finalsieg gegen den MSV Duisburg. Die Basis für den Cup-Gewinn hatte Raúl mit seinem Siegtreffer zum 1:0 im Halbfinale bei Bayern München selbst gelegt.
Mit 71 Toren ist der Ex-Nationalspieler der erfolgreichste Torjäger der Champions-League-Historie und erreichte mit Schalke in der Vorsaison sogar noch einmal das Halbfinale der Königsklasse. In der Bundesliga erzielte Raul in bisher 63 Spielen 27 Tore für die Knappen. Der schönste Treffer, ein feiner Lupfer über Torhüter Michael Rensing hinweg beim 5:1 gegen den 1. FC Köln am 2. Spieltag, wurde von den Sportschau-Zuschauern zum Tor des Jahres 2011 gewählt.
Von Ulli Brünger, dpa - Archivbild: Patrik Stollarz (afp)