Nach seinem knapp zweitägigen Verhör-Marathon droht Ex-IWF-Chef Strauss-Kahn wegen seiner Beteiligung an illegalen Sex-Partys ein Anklageverfahren. Am 28. März würden die Richter bei seiner Vorladung ihre Entscheidung verkünden, berichtete am Mittwochabend die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Justizkreise.
Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Strauss-Kahns Anwältin Frédérique Beaulieu hatte nach dem Ende der Vernehmung ihres Mandanten vor laufenden TV-Kameras erklärt, die Richter müssten nun über das weitere Vorgehen entscheiden.
Strauss-Kahn steht unter dem Verdacht, als regelmäßiger Kunde von Prostituierten bei gesponserten Sex-Partys an bandenmäßiger Zuhälterei beteiligt gewesen zu sein. Nach Einschätzung der Ermittler könnte er zudem von veruntreuten Firmengeldern profitiert haben. Die Vernehmungen des ehemaligen französischen Spitzenpolitikers hatten vom Dienstagvormittag bis zum Mittwochabend gedauert. Unter großem Medieninteresse hatte er in einer Limousine die Gendarmeriekaserne der Stadt Lille verlassen.
Bei der Callgirl-Affäre stehen auch ranghoher Polizeichef, dubiose Manager und Geschäftsleute im Visier der Justiz. Im Falle Strauss-Kahn ging es vor allem um die Frage, ob der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds bei seiner Teilnahme an gesponserten Sex-Partys in Paris, Brüssel und Washington wusste, dass die Frauen Prostituierte waren. Sollten die Ermittler eindeutige Hinweise darauf gefunden haben, droht Strauss-Kahn ein Anklageverfahren.
Nach offiziell unbestätigten Medienberichten war er bei seiner Version der Ereignisse geblieben. Demnach gab er zwar eine Teilnahme an den Partys zu, nicht jedoch die Kenntnis von deren Finanzierung beziehungsweise der Teilnahme von Prostituierten. Der TV-Sender BFM berichtete zudem unter Berufung auf Ermittlerkreise, Strauss-Kahn habe erklärt, dass die Anwesenheit des in die Affäre verstrickten Polizeichefs bei ihm nie den Gedanken an Prostituierte bei den Sex-Partys habe aufkommen lassen.
Eine andere Sex-Affäre hatte Strauss-Kahn im Vorjahr sämtliche Zukunftspläne gekostet. Nach Vergewaltigungsvorwürfen eines New Yorker Zimmermädchens musste er nicht nur den IWF-Chefposten, sondern auch seine Hoffnungen auf die Präsidentschaftskandidatur der französischen Sozialisten aufgeben. Die US-Justiz stellte das strafrechtliche Verfahren zwar wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Frau ein, eine zivilrechtliche Klage ist aber noch anhängig.
dpa/jp - Bild: François Lo Presti (afp)
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