Johannes Heesters ist an den Folgen eines schweren Schlaganfalls gestorben. Der Grandseigneur der Operette starb an Heiligabend im Alter von 108 Jahren in Starnberg, wie das dortige Klinikum mitteilte. Er sei am Samstag um 10.15 Uhr im Beisein seiner Frau "friedlich verstorben".
Der gebürtige Niederländer hatte mit seiner 45 Jahre jüngeren Ehefrau Simone Rethel-Heesters bis zuletzt am Starnberger See gewohnt. Er wird am Freitag nach einer Trauerfeier auf dem Münchner Nordfriedhof beigesetzt.
Heesters galt als der älteste aktive Schauspieler, Sänger und Entertainer der Welt. Er gehörte zu den populärsten Bühnendarstellern des 20. Jahrhunderts und wurde vor allem mit Operettenrollen bekannt.
Heesters' Paraderolle war der leichtlebige Graf Danilo aus Franz Lehárs Operette "Die lustige Witwe". Auch auf der Leinwand war Heesters in zahlreichen Filmen zu sehen wie "Gasparone", "Hallo Janine" und "Die Csardasfürstin". Noch in diesem Jahr hatte er in einem Kurzfilm die Rolle des Petrus übernommen, der Ende November in München Premiere hatte. Auch die Verfilmung einer Tschechow-Erzählung stand zuletzt in seinem Terminkalender.
Am 5. Dezember 1903 im niederländischen Amersfoort als Johan Marius Nicolaas Heesters geboren, begann der Künstler seine Bühnenlaufbahn als 17-Jähriger in Amsterdam. Die eigentliche Karriere begann 1935 in Berlin, wo er rasch zum Frauenliebling und unwiderstehlichen Charmeur aufstieg. Das lebensfrohe Lied "Heut geh' ich ins Maxim, da bin ich so intim", das der Mann mit Frack, Zylinder und dem weißen Schal so oft sang, war ihm auf den Leib geschrieben.
Auch nach dem Krieg war Heesters gefragter Star auf der Leinwand und der Bühne sowie bald auch im Fernsehen. Wegen seiner Karriere in Nazi-Deutschland war Heesters von den niederländischen Bühnen jahrzehntelang boykottiert worden. Er beteuerte stets, in der NS-Zeit keine politischen Filme gedreht zu haben. Am 16. Februar 2008 hatte Heesters seinen ersten Auftritt nach fast einem halben Jahrhundert in seiner Geburtsstadt Amersfoort.
"Ich hab mein Leben gelebt und bin zufrieden mit meiner Karriere, ich habe mich auch stets bemüht, den Weg meines Lebens gerade zu gehen, auch im Sturm der Zeit", sagte Heesters rückblickend. Seinen künstlerischen Nachlass hat er der Berliner Akademie der Künste vermacht.
ARD erinnert mit Nachruf und Spielfilmen an Heesters
Zum Gedenken an "Jopie" Heesters ändert die ARD ihr Programm. An diesem Sonntag strahlt das Erste den 30-minütigen Nachruf "Herzensbrecher wider Willen - Das Leben des Johannes Heesters" um 22:15 Uhr aus. Am 27. und 30. Dezember zeigt der Sender jeweils um 10:25 Uhr den Spielfilm "Bel Ami, der Frauenheld von Paris" (1955) und Géza von Bolvárys Verfilmung der berühmten Johann-Strauß-Operette "Die Fledermaus" aus dem Jahr 1945.
"Johannes Heesters war schon zu Lebzeiten eine Legende - und noch erstaunlicher: bis zuletzt ein aktiver Bühnenkünstler", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres.
dpa/rkr - Bild: Herbert Pfarrhofer (epa)