Die Veröffentlichung von Tony Blairs Memoiren schlägt weiter Wellen. Bei der ersten Signierstunde für sein neues Buch «A Journey» («Eine Reise») ist Blair in Dublin mit Eiern und Schuhen beworfen worden.
Etwa 200 Kriegsgegner protestierten am Samstag wegen der Haltung Blairs zum Irakkrieg vor der Buchhandlung in der irischen Hauptstadt. Als der ehemalige britische Premierminister aus seinem Auto stieg, regnete es Eier und Schuhe. Blair wurde jedoch nicht getroffen.
Blair, der als Sondergesandter des Nahost-Quartetts an den Friedensgesprächen zwischen Israel und Palästinensern beteiligt ist, verteidigte unterdessen in einem Interview den Einmarsch im Irak. Radikale Islamisten seien nach wie vor die größte Gefahr für die westliche Welt, sagte er dem Sender BBC. Al-Kaida-Kämpfer wollten im Irak eine «von den Menschen gewählte Regierung» destabilisieren.
Zur islamischen Republik Iran sagte Blair, der Gottesstaat sei einer der größten staatlichen Sponsoren radikaler Islamisten. Der Iran müsse mit allen Mitteln daran gehindert werden, Atomwaffen zu entwickeln. Auch ein Militärschlag könnte dabei nicht ausgeschlossen werden.
Während der streng abgesicherten Autogrammstunde in Dublin gingen die Proteste vor der Tür der Buchhandlung weiter. Die Demonstranten versuchten, eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Mehrere Geschäfte schlossen wegen des Aufruhrs und ließen die Gitter herunter. Die Polizei sperrte Zugänge zu der Einkaufsstraße ab, in der die Buchhandlung liegt. Die Demonstranten riefen «Tony Blair - Kriegsverbrecher» oder «Blut an Deinen Händen».
Der einstige britische Premier und langjährige Chef der Labour-Partei hatte am Mittwoch seine Biografie veröffentlicht, die in den ersten Tagen zum Bestseller avancierte. Auch in dem Buch hatte er unter anderem seine Entscheidung für den Einmarsch der Briten in den Irak im Jahr 2003 verteidigt. In dem Buch rechnet er außerdem mit seinem Nachfolger Gordon Brown ab und schreibt detailliert über den Friedensprozess in Nordirland.
Der frühere britische Armeechef Sir Richard Dannatt beklagte in einem Interview der BBC, sowohl Blair als auch Brown hätten die Soldaten im Irak und in Afghanistan nicht ausreichend unterstützt. Brown habe als Schatzkanzler den Geldhahn zugedreht und Blair habe nicht den Mut gehabt, ihm zu widersprechen.
Dublin war die erste Station auf Blairs Werbetour für das Buch. Mehr als 300 Menschen hatten vor dem Buchgeschäft Schlange gestanden, um ein signiertes Exemplar zu bekommen. An diesem Mittwoch wird Blair in einer großen Buchhandlung in London erwartet. Kriegsgegner haben bereits vor Wochen Proteste bei der Veranstaltung angekündigt.
Britta Gürke und Michael Donhauser (dpa) - Bild: epa