Der Gründer der Schweizer Swatch Group, Nicolas Hayek, ist am Montag gestorben. Das teilte das Unternehmen in Biel mit. Der Vollblutunternehmer mit libanesischen Wurzeln war die treibende Kraft hinter der Wiedergeburt der Schweizer Uhrenindustrie in den 80er Jahren.
Der als 'Mr. Swatch' oder 'Dr. Swatch' bezeichnete Hayek war noch Delegierter des Verwaltungsrates der Swatch Group. Das Unternehmen wird seit 2003 von seinem 1954 geborenen Sohn Nick Hayek geleitet.
Hayek starb nach Angaben seines Unternehmens an seinem Arbeitsplatz, nach Medienberichten an Herzversagen. Er wurde 82 Jahre alt.
Visionär Hayek
Die ungewöhnliche Unternehmerpersönlichkeit, die mit Zigarre, mehreren Uhren an den Armen und offenem Hemdkragen auftrat, entsprach so gar nicht dem Typ des biederen Schweizer Geschäftsmannes. Doch Hayek hatte immer Visionen, war als 'Patron' bei seinen Mitarbeitern äußerst beliebt und äußerte sich auch immer wieder zu politischen Themen. Seine Pläne für ein umweltfreundliches Auto für Jedermann führten zum Smart von Mercedes.
Geboren wurde Hayek 1928 in Beirut. 1940 emigrierte er nach Frankreich, neun Jahre später in die Schweiz. Ab den 50er Jahren leitete er verschiedene Firmen, darunter das Unternehmen seines kranken Schwiegervaters, das Bremsklötze für Eisenbahnen herstellte.
Am Konzern "Swatch Group", der einst Gesellschaft für Mikroelektronik und Uhrenindustrie (SMH) hieß und 1983 unter Mitwirkung Hayeks aus der Fusion der fast bankrotten Uhrenriesen SSIH und Asuag entstand, übernahm der Unternehmer 1985 mit einem Bankenkredit die Mehrheit. 1986 wurde Hayek dort Verwaltungsratspräsident und 1991 dank seiner Aktienmehrheit der eigentliche Chef des Konzerns.
Unter der Führung Hayeks wuchs die Gruppe dann kontinuierlich zum weltgrößten Uhrenkonzern heran. Der Gewinn lag 2009 bei 763 Millionen Schweizer Franken (damals 520 Mio Euro). Der Umsatz betrug 5,4 Milliarden Franken.
"Unmögliche Uhr"
Seine einmalige Idee war die Swatch, die 2008 ein Vierteljahrhundert alt wurde. Sie traf damals genau den Zeitgeist und trägt ihn auch heute noch auch als Kult- und Sammlerobjekt in sich.
Als die Swatch am 1. März 1983 in Zürich vorgestellt wurde, galt sie noch als "unmögliche Uhr". Zwölf Modelle waren es, die ab Herbst 1983 einheitlich 50 Franken kosteten.
Inzwischen gibt es rund 5000 Modelle, und insgesamt wurden bisher etwa 370 Millionen Stück produziert. Die Swatch-Philosophie Hayeks sah vor, dass die Uhr nicht ein Leben lang Einzelstück bleiben, sondern je nach Gemütszustand, Jahreszeit, Stimmung, Umgebung oder Klima austauschbar sein kann.
1998 taufte Hayek SMH in Swatch Group AG um. Diese ist nun nach eigenen Angaben weltweit der größte Produzent von Fertiguhren. Zur Swatch-Gruppe gehören neben der preisgünstigen Swatch auch Luxusmarken wie Breguet und Blancpain.
dpa/km - Bilder: epa