Seinen Ruf als «Bad Boy» der Tennisszene hat Robin Söderling über Jahre gepflegt. Doch mit seinen Erfolgen hat sich beim Schweden eine Wandlung vollzogen. Der 25-Jährige wirkt heute souveräner und gereifter. «Die Zeiten, als er sich allein gegen die Welt stellen wollte, sind vorbei», sagt sein Landsmann Mats Wilander. Und Rafael Nadal, der ihm am Sonntag im French-Open-Finale gegenübersteht, findet: «Ich denke, er hat im letzten Jahr seine Persönlichkeit verbessert. Er sagt uns jetzt häufiger 'Hallo'.»
Der Name Nadal spielt eine besondere Rolle in Söderlings Karriere: 2007 in Wimbledon leistete sich der Skandinavier gegen Nadal eine seiner meist genannten Eskapaden, als er Nadals Marotten nachäffte - auch das Gezupfe an der Hose. Der stets faire Nadal hatte danach gesagt: «Wenn es einen Spieler gibt, mit dem ich niemals Doppel spielen würde, wäre es Söderling. Keiner mag ihn.»
Wie ein Tennis-Killer aus dem Nichts ...
Nadal markierte auch den Wendepunkt in Söderlings Laufbahn: Im vergangenen Jahr besiegte der Schwede den Spanier im Achtelfinale von Paris, als er «wie ein Tennis-Killer aus dem Nichts» («Tennis Week») gekommen war. Dieses Match und der anschießende Durchmarsch bis ins Roland-Garros-Finale 2009 veränderte Söderlings Leben. «Auf einmal bist du ein ganz anderer Spieler. Einer, der konsequent an sich glaubt. Einer, der weiß, dass er auch mit den Topstars mithalten kann», hat er darüber einmal gesagt.
Seit diesem Zeitpunkt ist der Mann mit den kurzen Haaren und dem «Ritterbart» ausgeglichen. Der Wahlmonegasse hält sich zurück mit Äußerungen wie «Ich brauche keine Freunde, ich will sie nicht» oder «Ich will keine Beliebtheitspreise, sondern Matches gewinnen». Jetzt wirkt an Söderling, der sich inzwischen in den Top Ten der Weltrangliste etabliert hat, nur noch das Tennisspiel bedrohlich, die brachialen Aufschläge und die flachen und schnellen Grundschläge.
Schüchtern vielleicht, aber kein Gentleman
Vielleicht hat man ihm auch etwas Unrecht getan. Er trat auf, als lebe er in seiner eigenen Welt. Wilander nannte seinen Landsmann Söderling in seiner «L'Équipe»-Kolumne in dieser Woche «mental fragil». Finalgegner Nadal meinte am Freitag: «Ich glaube, er war am Anfang sehr schüchtern.»
Auch wenn er wohl nie ein Gentleman wie Stefan Edberg wird, hat Söderling inzwischen in seiner Heimat reichlich Fans. Nach seinem Viertelfinal-Coup gegen Roger Federer am Dienstag äußerte sich auch der große Björn Borg überschwänglich: «Ich traue ihm zu, dass er bald die Nummer eins ist.»
Dass Söderling heute souveräner auftritt, hat auch viel mit seinem Trainer Magnus Norman zu tun. «Magnus hat mir sehr geholfen. Er versteht mich einfach, weil er selbst Spieler war. Er weiß, wie es ist», sagt Söderling. Am Sonntag will er es besser machen als sein Coach: Der hatte vor zehn Jahren im Roland-Garros-Finale verloren.
Inga Radel (dpa) - Bild: epa