Ganz egal wie das Wetter draußen ist, in der Glaskuppel auf dem Berliner Reichstag herrscht immer ein besonderes Licht. Ähnliche Erfahrungen machen die Besucher des berühmten British Museum in London. Auch wenn es draußen schüttet wie aus Eimern, das Dach des Museums zaubert eine Atmosphäre, als würde draußen die Sonne strahlen. Für beide Lichteffekte ist Norman Foster zuständig. Und mit beiden Bauwerken zeigt der britische Architekt in Perfektion, wofür er bekanntgeworden ist: Sein Händchen für Licht, Helligkeit und Transparenz.
"Star-Architekt"
Am Dienstag (1.6.) wird Foster 75 Jahre alt, und ist fast gefragter denn je. Seine Gebäude stehen sowieso schon in der ganzen Welt, seinen Namen kennen mittlerweile auch Architektur-Laien. Neben seinem Titel als Lord klebt auch der Begriff «Stararchitekt» heute fest an ihm. Er selber jettet weiter um den Globus und betreut seine Projekte, die mit Hilfe von rund tausend Mitarbeitern von seinem Londoner Büro aus umgesetzt werden. In Deutschland baut er gerade in München das Museum im Lenbachhaus um, in Duisburg lässt er sogar ein ganzes Stadtviertel entstehen.
Foster selber allerdings legt Wert darauf, nicht nur als Architekt wahrgenommen zu werden. «Viele Architekten interessieren sich für Architektur und nur für Architektur», sagte er in einem Interview mit der Zeitung «Die Zeit». «Die müssen das Wort Infrastruktur nur hören, schon zucken sie zurück. Das sollen gefälligst die Stadtplaner machen, sie selbst wollen damit nichts zu tun haben. Doch was wären wir ohne Infrastruktur? Auf die Architektur kommt es doch erst einmal nicht so sehr an.»
Lebensräume
Foster will Lebensräume planen, und zwar komplett. Dabei bezieht er auch umweltfreundliche Techniken mit ein, wälzt Studien über das menschliche Zusammenleben, will Verbindungen schaffen und den Menschen das Leben erleichtern. «Wir haben das oft erlebt, wie sehr ein Gebäude das Leben von Menschen verändert. Wenn Schüler aus einem dunklen Gebäude ausziehen und in einen gut gestalteten Neubau übersiedeln, dann kann das nicht nur ihr Verhalten verändern, es kann auch dazu führen, dass sich ihre Leistungen verbessern», sagte er der Zeitung.
Kollegen, denen es nur um die Schönheit eines Gebäudes geht, sind ihm suspekt. «Liebe Architekten der Welt, könnt ihr mich hören? Bitte nehmt euch selbst nicht so wichtig! Ich warne nur vor Überheblichkeit. Es gibt viele Dinge auf der Welt, die wichtiger sind als Architektur.» Seine Gebäude allerdings sind nicht gerade für ihre Bescheidenheit bekannt. Ob das bei seinem Bau 1986 teuerste Hochhaus der Welt für die «Hong Kong and Shanghai Banking Corporation» in Hongkong oder der wie eine Gurke geformte «Swiss Re Tower» in der Londoner City - Superlative hat Foster genug auf seiner Bauliste.
Let the sunshine in
Kritiker werfen ihm vor, seine Gebäude seien kalt, nüchtern und irgendwie gefühllos. «Mir gefällt vor allem Architektur, die klar ist, offen und hell», wehrt er sich. «Mir gefallen die Weite, die Transparenz, ich möchte die Sonne hereinlassen und was sollte daran glatt und kühl sein? Außerdem stört es mich auch, wenn so getan wird, als sei Architektur vor allem eine Frage der Ästhetik. Natürlich ist Ästhetik wichtig, aber sie ist kein Selbstzweck, kein Wert an sich. Es geht mir immer auch um die soziale Dimension. Es geht mir um eine menschliche Architektur.»
Britta Gürke (dpa) - Bilder: epa