Zu Inhalt wechseln
  • BRF Nachrichten
  • BRF1
  • BRF2
  • Mediathek
  • Unternehmen
  • BRF1 Livestream
  • BRF2 Livestream
  • BRF Podcast
  • Wetter
  • Verkehr
  • iconfacebook-1
  • iconyoutube-1
  • instagram
  • linkedin2
BRF Nachrichten
  • Home
  • Regional
    • Alle Gemeinden
    • Amel
    • Büllingen
    • Burg-Reuland
    • Bütgenbach
    • Eupen
    • Kelmis
    • Lontzen
    • Raeren
    • St. Vith
  • National
  • International
  • Sport
    • Fußballergebnisse
  • Meinung
    • Kommentar
    • Presseschau
  • Kultur
    • Bücher
    • Kino
    • Kunst
    • Medien
    • Musik
  • 80 Jahre BRF
-

"Ein Mensch kann so nicht leben" - Im Flüchtlings-Slum von Calais

20.06.201511:44
Flüchtlingslager am Rand der französischen Hafenstadt Calais
Flüchtlingslager am Rand der französischen Hafenstadt Calais (Archivbild: Philippe Huguen/AFP)

Mehrere tausend Flüchtlinge warten auf einem Brachland bei Calais auf eine Möglichkeit, nach Großbritannien zu kommen. Die Lebensbedingungen sind katastrophal, Hilfsorganisationen gehen auf dem Zahnfleisch.

Moussad findet kein Zelt. Mit seinem Schlafsack unter dem Arm steht der junge Sudanese zwischen Müllbergen und improvisierten Behausungen aus Ästen und Plastikfolie. Einige Wochen sei er schon in dem Lager am Rand der französischen Hafenstadt Calais, doch alle Unterkünfte seien belegt, erzählt der 25-Jährige aus der Krisenregion Darfur in ausgezeichnetem Englisch. "Die Nacht ist so kalt." Er schaut sich um, in diesem Elendsviertel zwischen dürren Sträuchern im gleißenden Sonnenlicht, über das der Wind pfeift. "Ein Mensch kann so nicht leben."

Auf ihrer Odyssee durch Europa stranden Flüchtlinge seit Jahren in Calais. Stacheldrahtbewehrte Zäune verwehren den Zugang zum Hafen, von dem die Fährschiffe nach England ablegen - dorthin zieht es viele der Migranten, die Stadt ist ein Brennglas der Krise des europäischen Asylsystems: Weil die Ankunftsländer am Mittelmeer überfordert sind, drängt es viele nach Norden, wo sie sich bessere Bedingungen versprechen. Nach Schätzungen fristen derzeit zwischen 2500 und 3000 Menschen ihr Dasein auf dem Brachland.

Der "neue Dschungel", wie das abgelegene Terrain von Helfern genannt wird, ist in den vergangenen Monaten entstanden. Der Staat hatte das Gebiet bereitgestellt, um die bisherigen wilden Camps an einem Ort zu konzentrieren. In der Nähe ist ein Tageszentrum eröffnet worden, in dem ein Teil der Flüchtlinge eine Mahlzeit bekommen und duschen kann. Draußen gibt es ein paar Wasserhähne, drinnen auch Steckdosen. Doch das Angebot ist beschränkt, die Schlangen sind lang - aus Sicht der Hilfsorganisationen reicht es vorne und hinten nicht. "Wenn du Pech hast, machen Sie dir die Tür vor der Nase zu", bestätigt Moussad.

"Humanitärer Skandal"

Am anderen Ende des Slums fährt ein weißer Lieferwagen vor, schon eine Viertelstunde vorher hat sich eine lange Schlange gebildet. Helfer passen auf, dass sich niemand vordrängelt, während Tüten mit Lebensmitteln verteilt werden. Die Bananen verschlingen viele Migranten noch in Sichtweite des Wagens. Muriel Massé schüttelt den Kopf: "Das ist das, was wir in Kriegsgebieten machen", sagt die Aktivistin der Hilfsorganisation Emmaüs. "Aber dort haben wir mehr Mittel." Es fehle an Zelten, Kleidung, Nahrungsmitteln.

Aus ihrer Sicht vernachlässigt der französische Staat seit Jahren seine Fürsorgepflicht. "Für die Hilfsorganisationen ist das nicht mehr zu stemmen", warnt sie. Solche Aussagen hört man oft von den Helfern vor Ort, viele sind am Rande ihrer Kräfte. In einem Brief an Premierminister Manuel Valls beklagten Verbände einen "humanitären Skandal".

"Wenn man zu viel macht, zerbricht man irgendwann", sagt Dominique. Der Rentner lädt den schweren Generator aus seinem Kofferraum, schließt ein Gewirr an Mehrfachsteckern an. Sofort kommen zahlreiche Afghanen herbei und stöpseln ihre Handys ein. "Wo warst du die letzten Tage?", fragt einer der jungen Männer. Dominique lächelt und bringt das WLAN ans Laufen. Er und seine Frau Nadine sind im Lager als "Dom-Dom und Nana" bekannt, in Anlehnung an zwei bekannte Comic-Figuren. Sie haben aus eigenem Antrieb begonnen, Strom und Internet ins Lager zu bringen: damit die Flüchtlinge den Kontakt zur Heimat halten und Musik hören können, etwas Abwechslung haben. "Man kann nicht in Calais wohnen, die Situation kennen und nichts machen", sagt er.

Das Camp sortiert sich grob nach Nationalitäten: Hier vor allem Afghanen, dort Eritreer, in einer anderen Ecke Sudanesen. Es sind vor allem junge Männer, aber auch schätzungsweise hundert Frauen und Kinder sollen dort leben. Die Hoffnungslosigkeit ist ein Nährboden für Zwist und auch Kriminalität. Vor kurzem brannten nach einer Schlägerei Zelte ab, etwa 200 Menschen verloren ihre Unterkunft. Das Leben im Lager kann gefährlich sein.

Trotzdem wollen Flüchtlinge oft kein Asyl in Frankreich beantragen - dabei hätten viele von ihnen gute Chancen auf eine Bewilligung des Antrags, selbst Innenminister Bernard Cazeneuve rief sie bei einem Besuch dazu auf. Doch es fehlt an Unterkunftsmöglichkeiten für Asylbewerber, die Verfahren sind lang. Zudem ist es bei hoher Arbeitslosigkeit für Flüchtlinge schwer, Geld zu verdienen. Hinzu kommt die Sprachhürde. "Alles, woran wir denken, ist nach England zu gehen", sagt Moussad.

Auf dem Weg nach Großbritannien: Flüchtlinge hoffen, auf einen der LKW aufsteigen zu können - Polizisten wollen das verhindern

Katz- und Mausspiel

Die konservative Bürgermeisterin von Calais, das seit zwei Jahrzehnten mit dieser Problematik zu kämpfen hat, sieht deshalb auch die Behörden auf der anderen Seite des Ärmelkanals in der Pflicht. "Wir erleiden heute die Konsequenzen des Handelns der britischen Regierung, die sich aus Europa das herauspickt, was ihr passt", sagt sie in einem Interview. Großbritannien gehört nicht zum Schengen-Raum, in dem Reisen in der Regel ohne Grenzkontrollen möglich ist.

So spielt sich im Umfeld des schwer bewachten Hafens ein tägliches Katz- und Mausspiel ab. Müssen die Lastwagen wegen eines Rückstaus auf den Zufahrtsstraßen abbremsen, klettern junge Männer auf die Ladeflächen. Überall stehen Mannschaftswagen mit Bereitschaftspolizisten, die das verhindern sollen. 2015 holten die Polizisten bis Mitte Mai mehr als 18.000 Mal Migranten von Lastwagen herunter, das waren mehr als viermal so viele wie im gleichen Zeitraum vor zwei Jahren. Wobei etliche mehrmals aufgegriffen wurden. Dabei sollen die Beamten nicht gerade zimperlich vorgehen, immer wieder gibt es Vorwürfe der Polizeigewalt.

Ein Spiegelbild, wenn auch in kleinerem Umfang, bot sich zuletzt an der französisch-italienischen Grenze. Dort riegelten französische Polizisten einen Übergang für Migranten ab - zum großen Ärger Roms, das sich ohnehin mit dem Ansturm über das Mittelmeer alleingelassen fühlt. Frankreichs Innenminister hat nun angekündigt, mehr Unterkünfte für Asylbewerber zu schaffen.

In Calais aber fürchten die Helfer, dass infolge der Flüchtlingswelle vom Frühjahr bald noch mehr Menschen im "Dschungel" campieren. "Es passiert einfach nichts", hört man oft. Moussad klagt: "In Afrika denken die meisten, dass die Leute in Europa sich kümmern. Wo sind die Menschenrechte?" Die Menschen in Calais hätten ein falsches Bild von den Flüchtlingen, sagt der 25-Jährige. "Sie denken, dass wir Kriminelle sind. Das sind wir nicht. Wir kamen hierher, um Frieden zu finden."

Am 20. Juni: Weltflüchtlingstag

Mehr als 50 Millionen Menschen weltweit sind auf der Flucht. Viele von ihnen suchen Asyl oder wurden durch Konflikte aus ihrem eigenen Land vertrieben. Ohne ausreichende Nahrung und medizinische Versorgung ist ihre Lage oftmals lebensbedrohlich. Um auf die Not der Heimatlosen aufmerksam zu machen, hat die UN-Vollversammlung den 20. Juni zum internationalen Gedenktag erklärt.

Im Bürgerkriegsland Syrien ist die Lage besonders kritisch: Nach Angaben der Vereinten Nationen waren Ende Mai 2015 knapp vier Millionen Syrer auf der Flucht, etwa ein Viertel von ihnen ist unter 25 Jahre alt.

Von Sebastian Kunigkeit, dpa - Bilder: Philippe Huguen/AFP

Nach oben
  • Home
  • Regional
  • National
  • International
  • Sport
  • Meinung
  • Kultur
  • 80 Jahre BRF

Neuigkeiten zum BRF als Newsletter

Jetzt anmelden
Sie haben noch Fragen oder Anmerkungen?
Kontaktieren Sie uns!
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Kontakt
  • Barrierefreiheit
  • Cookie-Zustimmung anpassen

Design, Konzept & Programmierung: Pixelbar & Pavonet

Cookie Hinweis

Wir nutzen Cookies, um die Funktion der Webseite zu gewährleisten (essentielle Cookies). Darüber hinaus nutzen wir Cookies, mit denen wir User-Verhalten messen können. Diese Daten teilen wir mit Dritten. Dafür brauchen wir Ihre Zustimmung. Welche Cookies genau genutzt werden, erfahren Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Nur essentielle Cookies zulassen Alle Cookies zulassen
  • BRF1
  • BRF2
  • Mediathek
  • Unternehmen
  • Home
  • Regional
    • Alle Gemeinden
    • Amel
    • Büllingen
    • Burg-Reuland
    • Bütgenbach
    • Eupen
    • Kelmis
    • Lontzen
    • Raeren
    • St. Vith
  • National
  • International
  • Sport
    • Fußballergebnisse
  • Meinung
    • Kommentar
    • Presseschau
  • Kultur
    • Bücher
    • Kino
    • Kunst
    • Medien
    • Musik
  • 80 Jahre BRF
  • Wetter
  • Verkehr
  • iconfacebook-1
  • iconyoutube-1
  • instagram
  • linkedin2
  • BRF1 Livestream
  • BRF2 Livestream
  • BRF Podcast
Podcast
-