Ultranationalisten haben bei einer Homosexuellen-Kundgebung in der ukrainischen Hauptstadt Kiew neun Polizisten verletzt. Ein Uniformierter habe durch einen Feuerwerkskörper eine lebensgefährliche Halsverletzung erlitten, als er den Angriff Rechtsextremer auf den "Marsch der Gleichheit" von Schwulen und Lesben abwehren wollte, teilte das Innenministerium in Kiew mit. Der Mann sei beinahe gestorben und liege nach einer Operation im Krankenhaus, teilte Anton Geraschtschenko vom Innenministerium am Sonntag mit.
Bei der Kundgebung am Samstag gab es demnach etwa 25 Festnahmen. Rund 200 Menschen hatten trotz Bedrohungen aus der rechten Szene unter starkem Polizeischutz und weit entfernt vom Stadtzentrum für die Rechte von Schwulen und Lesben demonstriert. Die teils Vermummten versuchten, die Kundgebung mit Knallkörpern und Knüppeln aufzulösen.
An dem wie eine Geheimoperation und nur für Eingeweihte organisierten Demonstrationszug mit Regenbogenfahnen und Trommelwirbel nahmen ukrainische Parlamentsabgeordnete und Menschenrechtler teil. Im Vorfeld hatte Bürgermeister Vitali Klitschko die Organisatoren nach Gewaltdrohungen noch aufgefordert, die Veranstaltung abzusagen. Präsident Petro Poroschenko hatte die Demonstration allerdings als "verfassungsmäßiges Bürgerrecht" verteidigt.
Als "wichtigen und schwierigen Schritt" zu mehr Demokratie bezeichnete der deutsche Bundestagsabgeordnete Volker Beck die Kundgebung. Poroschenko habe mit seinen Worten für die Demonstrationsfreiheit von Lesben und Schwulen den Durchbruch gebracht, meinte Beck einer in Berlin veröffentlichten Mitteilung zufolge. Die Polizei habe die friedlichen Demonstranten "vor der brutalen Gewalt des Rechten Sektors" geschützt, lobte Beck. Das sei ein "großer Fortschritt" im Vergleich zu den Vorjahren. Und für Lesben und Schwule im benachbarten Russland sei das ein unerfüllter Traum.
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