Vor dem 70. Jahrestag der Teilung Koreas haben 30 Aktivistinnen aus aller Welt die schwer bewachte Grenze zwischen Süd- und Nordkorea überquert. Die US-Frauenrechtlerin Gloria Steinem nannte die Überfahrt von Nord- nach Süd mit einem Bus am Sonntag nach der Ankunft in Südkorea einen "großen Triumph" für die Aussöhnung.
Ihre Hoffnung, durch den Waffenstillstandsort Panmunjom über die Grenze marschieren zu können, hatte sich nicht erfüllt. Nach der Ankunft gingen die Frauen in der Zivilen Kontrollzone einen Kilometer am Sperrzaun entlang. Mit dabei: die Friedensnobelpreisträgerinnen Mairead Corrigan Maguire aus Irland und Leymah Gbowee aus Liberia.
Die Gruppe wehrte sich gegen den Vorwurf, sie habe sich vom kommunistischen Regime in Pjöngjang vereinnehmen lassen. In Nordkorea hatten die Frauen nach eigenen Angaben Bürgerinnen, jedoch keine Regierungsvertreter getroffen. "Wir hatten wirklichen menschlichen Austausch mit nordkoreanischen Frauen", sagte die 81-jährige Steinem. Sie hätten sich als "Bürger-Diplomaten" gefühlt.
Einen Bericht der nordkoreanischen Parteizeitung "Rodong Sinmun", Mitglieder der Gruppe hätten den als Staatsgründer verehrten früheren Präsidenten des Landes, Kim Il Sung, gepriesen, wies Steinem als "unwahr" zurück. Sie hätten gegen den Bericht protestiert.
Die Frauen riefen beide Länder zu einem Friedensabkommen auf. Ein Friedensvertrag würde auch die Lage der Menschenrechte in Nordkorea verbessern, sagte Maguire. Man müsse sich gegenseitig achten. Beide Koreas befinden sich seit ihrem Bruderkrieg (1950-53) völkerrechtlich noch im Kriegszustand.
Nordkorea hatte jüngst seine Zustimmung für einen Besuch des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon im grenznahen innerkoreanischen Industriepark Kaesong zurückgenommen. Vor fast zwei Jahren hatten fünf Neuseeländer nach einer zweiwöchigen Motorradreise durch das sonst weithin abgeschottete Nordkorea die Landesgrenze nach Südkorea überquert und damit für Aufsehen gesorgt.
Von Dirk Godder, dpa - Bild: Jung Yeon-Je (afp)