Benedikt XVI. ist während seines Besuchs auf Malta mit acht Opfern von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester zusammengetroffen.
Der Papst sei von den Erfahrungsberichten der maltesischen Männer tief bewegt gewesen und habe Scham und Bedauern ausgedrückt, berichtete Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Der Papst traf am Sonntag die heute 30 bis 40 Jahre alten Männer in der Kapelle der Apostolischen Nuntiatur, sprach mit jedem und betete auch mit den Missbrauchsopfern.
Die 25-minütige Begegnung sei «intensiv und emotional» verlaufen, aber in gelöster Atmosphäre, beschrieb Lombardi das Treffen, bei dem Medien ausgeschlossen waren.
Der Papst versicherte den Männern, dass die Kirche weiterhin alles in ihrer Macht stehende tun werde, «um Anschuldigungen (zu sexuellem Missbrauch) zu untersuchen, Verantwortliche der Justiz zuzuführen und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, die junge Menschen in der Zukunft schützen sollen».
Papst zeigt Emotionen
Das Gebet des Papst richtete sich auf «Heilung und Versöhnung» bei allen Missbrauchopfern, damit diese mit neuer Hoffnung voranschreiten könnten, so eine Mitteilung des Vatikans. «Wir haben alle geweint, aber jetzt sind wir alle sehr glücklich», sagte eines des Missbrauchsopfer, der 38-jährige Joe Magro, der Nachrichtenagentur dpa.
«Wir taten dem Papst wirklich leid, diese ganze Erfahrung war sehr beeindruckend», ergänzte Magro, der nach seinen Angaben von 1988 bis 1990 in einem katholischen Waisenhaus missbraucht worden war.
«Ich bin erleichtert und befreit von einem großen Gewicht», sagte auch Lawrence Grech. «Wir haben dem Papst sehr gedankt», erklärte er als Sprecher der Missbrauchsopfer unter Tränen.
Medien vom Gespräch ausgeschlossen
Die maltesischen Missbrauchsopfer hatten um eine persönliche Begegnung mit dem Papst gebeten. Jedoch sollte das Gespräch nicht vor den Medien geführt werden, hatte Vatikan-Sprecher Lombardi betont. Benedikt XVI. hatte bereits Missbrauchsopfer in den USA und Australien getroffen und sich zu weiteren Gesprächen bereiterklärt.
Benedikt hatte zuvor zusammen mit zehntausenden Gläubigen eine Messe im Freien gefeiert. Bei trübem Wetter mit Nieselregen rief das Kirchenoberhaupt in Floriana die Katholiken eindringlich dazu auf, fest im Glauben zu bleiben und die Werte der Kirche zu bewahren. «Nicht alles, was die Welt von heute vorschlägt, ist wert, von den Maltesern angenommen zu werden», sagte Benedikt.
Auf den Skandal um sexuellen Missbrauch durch katholische Priester, der seinen Besuch auch in Malta überschattet, ging Benedikt in der Messe nicht ein. Er sprach allerdings von geistigen Wunden und von «Wunden der Sünde», für deren Heilung göttliche Barmherzigkeit notwendig sei.
«Sie sagen uns, dass wir Gott und die Kirche nicht brauchen»
«Viele Stimmen versuchen uns einzureden, unseren Glauben an Gott und Kirche abzulegen und selbst die Werte und Glaubensüberzeugungen zu wählen, nach denen wir leben wollen», warnte Benedikt in der Messe. «Sie sagen uns, dass wir Gott und die Kirche nicht brauchen.»
Der Papst sprach auf seine Weise auch das Problem der Immigration auf der zwischen Italien und Nordafrika gelegenen Mittelmeer-Republik an: «Seht zu, dass ihr mit den anderen teilt, was ihr an Wertvollem besitzt», rief er den Maltesern zu. Rund 95 Prozent der Inselbevölkerung gehören der katholischen Kirche an.
Später wollte Benedikt mit einem Schiff von Kalkara zur Hauptstadt Valletta fahren und so an die Ankunft des Apostels Paulus auf Malta vor 1950 Jahren erinnern. Dieser Jahrestag war der offizielle Anlass der ersten Reise Benedikts zu den Maltesern. Die Rückreise nach Rom war für den Abend geplant.
mit dpa, Bild: epa