Papst Franziskus hat am Gründonnerstag bei der traditionellen Abendmahlmesse in einem römischen Gefängnis zwölf Häftlingen die Füße gewaschen. Die sechs Männer und sechs Frauen stammten aus Italien, dem Kongo, Nigeria, Ecuador und Brasilien.
In der bewegenden Zeremonie, mit der an die Demutsgeste Jesu beim letzten Abendmahl erinnert wird, küsste der Papst kniend und ohne Kopfbedeckung auch die Füße der Menschen. Auch dem Kind einer der Frauen wusch der Pontifex spontan die Füße. "Wenn Jesus uns die Füße wäscht, dann wäscht er unseren gesamten Leib, alles von uns", sagte er in einer kurzen Ansprache.
Nach seiner Ankunft in Roms größten Gefängnis Rebibbia begrüßte der Papst Hunderte Häftlinge persönliche, schüttelte Hände und umarmte die Menschen. Immer wieder gab es Applaus für den 78-Jährigen, der sich bei den Menschen für den herzlichen Empfang bedankte. Vor zwei Jahren hatte Franziskus nach seiner Wahl mit dem Brauch seiner Vorgänger gebrochen, Priestern die Füße zu waschen.
An der Messe nahmen etwa 300 Häftlinge teil, darunter einige Frauen mit ihren Kindern. Der Chor der Gefängnisinsassen sang die traditionelle Messfeier. Franziskus war nach Papst Johannes Paul II., der 1983 in Rebibbia seinen Attentäter Ali Agca traf, und Papst Benedikt XVI. 2011 der dritte Pontifex, der das Gefängnis besuchte.
Am Vormittag des Gründonnerstags hatte Franziskus zum Auftakt der Osterfeierlichkeiten die traditionelle Chrisam-Messe im Petersdom gefeiert. Er rief die Priester dazu auf, mit Freude unter Menschen zu gehen und sich um sie zu kümmern. "Wenn Jesus mitten unter uns die Herde weidet, dann können wir keine jammernden Hirten mit saurem Gesicht sein und auch nicht - was noch schlimmer ist - gelangweilte Hirten", sagte er in seiner Predigt.
In der Messe weihte der 78-Jährige die heiligen Salbungsöle, und zahlreiche Priester aus Rom erneuerten ihr Weihversprechen. Es sei normal, dass Priester ab und zu erschöpft seien, auch er selbst sei manchmal müde, gab der Argentinier zu. Er rief die Priester auf, "bis an die Grenzen der Erde, zu allen Peripherien" zu gehen.
An seinem dritten Osterfest als Pontifex steht Franziskus wie jedes Jahr ein volles Programm bevor. Bis Ostersonntag sind im Vatikan zahlreiche Messen und Feiern geplant - mit dem traditionellen Segen Urbi et Orbi (der Stadt und dem Erdkreis) auf dem Petersplatz als Höhepunkt. Hunderttausende Touristen und Pilger werden zu den katholischen Feierlichkeiten erwartet.
dpa/km - Bild: Osservatore Romano/AFP