Der erste Obdachlose, der im Vatikan beerdigt wurde, stammt aus Flandern. Der 80 Jahre alte Willy Hertelleer lebte seit vielen Jahren in der Gegend um den Petersplatz auf der Straße. Wie am Mittwoch offiziell bekannt wurde, ist er vor rund einem Monat auf dem Campo Santo Teutonico, dem sogenannten "deutschen Friedhof", begraben worden.
Die Genehmigung zu seiner Beerdigung im Vatikan gab Papst Franziskus persönlich, nachdem er von Bischof Amerigo Ciani erfahren hatte, dass man nicht wusste, wo man den alten Mann beerdigen sollte. Der Bischof kannte Willy seit langem und hatte ihn Anfang Januar vermisst.
Bei Nachforschungen fand Ciani heraus, dass der Obdachlose in ein Krankenhaus unweit des Vatikan mit schwerer Unterkühlung eingeliefert worden und dort kurz danach gestorben war. Seine Leiche befand sich noch in der Klinik, weil niemand Willy vermisst und identifiziert hatte.
Bei seiner Beerdigungsfeier in der Kapelle des Campo Santo sagte Bischof Ciani: "Ein reiner, aufrichtiger, ordentlicher Mensch. Wir sollten uns ein Beispiel an ihm nehmen. Willy wird vom Himmel aus diejenigen unterstützen, die am Rande unserer egoistischen Gesellschaft leben."
Auf dem Friedhof, dessen Eingang sich links neben den Kolonaden am Petersplatz befindet, ruhen Deutsche, Österreicher, Schweizer, Liechtensteiner und Flamen. Neben Künstlern, Wissenschaftlern und Theologen ist er auch die letzte Ruhestätte für viele Adelige.
Papst Franziskus setzt sich seit seinem Amtseintritt für die Obdachlosen in Rom ein. So hat er unter anderem Duschen und einen Friseur für Bedürftige am Petersplatz einrichten lassen. Jeweils montags können sich Obdachlose dort kostenlos die Haare schneiden lassen.
dpa/kerknet/mh - Bild: Filippo Monteforte/AFP