Am Ende musste sich Sidra Jabeen ihrem Schicksal fügen: Sie akzeptierte, dass ihr Mann heimlich eine zweite Frau geheiratet hatte. Die 28 Jahre alte Mutter von zwei Töchtern hatte dies drei Jahre nach ihrer eigenen Hochzeit herausgefunden. "Aber dann war es zu spät für eine Scheidung", sagt sie. "Ich habe zwei Töchter und hatte Angst um ihre Zukunft, wenn sie ohne Vater aufwachsen. Kompromiss war der einzige Weg."
Auf dem Papier ist es zwar eine persönliche Entscheidung, ob eine Frau ihren Mann verlässt oder nicht, doch in der konservativen und patriarchalischen Gesellschaft Pakistans hat eine Scheidung schwerwiegende Folgen für die Frau. Die Gesellschaft in dem muslimischen Land stigmatisiert sie, Frauen werden meist alleinig für das Scheitern der Ehe verantwortlich gemacht.
Schon jetzt hätten es scheidungswillige Frauen schwer, sagt der Anwalt Rizwan Khan. Sie könnten zwar vor Gericht ziehen, aber viele Richter seien wie die Gesellschaft oft voreingenommen. Zudem gebe es Gesetzeslücken, die zum Nachteil der Frauen ausgelegt würden. Der Rechtsweg ist langwierig und teuer, viele geben auf.
Derzeit ist es nach pakistanischem Recht einer Frau erlaubt, sich scheiden zu lassen, wenn ihr Mann ohne ihre Zustimmung eine weitere Frau heiratet. Dieses Gesetz hat seine Wurzeln in der britischen Kolonialzeit.
Der konservative Rat für Islamische Weltanschauung will Frauen eine Scheidung jedoch erschweren und fordert eine Änderung des Familienrechts. Der Rat - ein Verfassungsorgan - ist jedoch der Ansicht, Frauen müssten sich der islamischen Gesetzgebung, der Scharia, beugen. Dort gibt es diese Scheidungsregeln bei Polygamie nicht.
"Der Islam erlaubt einem Muslimen bis zu vier Frauen gleichzeitig und Frauen sollen das akzeptieren", so der Rat. Polygamie des Ehemannes dürfe kein Scheidungsgrund mehr für Frauen sein, betont der Ratsvorsitzende, Maulana Mohammed Khan Sheerani. Die Mitglieder - allesamt Kleriker - standen in Gesellschaftsfragen schon oft in der Kritik. Unter anderem sprachen sie sich für die Kinderehe aus.
Auch Familienrichter fordern Frauen auf, die Vielehe zu akzeptieren. Dieser Ansicht sind oft auch die Familien der betroffenen Ehefrauen. "Das Problem ist in ländlichen Gemeinschaften besonders schlimm", sagt Khan. "Dort sind Frauen sehr stark von den Männern abhängig. Sowohl finanziell, als auch was die soziale Stellung angeht."
Selbst bei einer erfolgreichen Scheidung müssen Frauen Kompromisse eingehen, was Unterhalt oder Sorgerecht angeht. Auf viele wartet ein Leben in Armut. Während geschiedene Männer oft wieder heiraten, ist dies für Frauen fast unmöglich.
Der Scharia zufolge kann eine Scheidung entweder sofort oder stufenweise über drei Monate in Kraft treten. Dadurch hätten Paare die Möglichkeit ihre Beziehung zu retten, erklärt Anwalt Khan. Der Kleriker-Rat jedoch verlangt nun aber Strafen für jene, die eine sofortige Scheidung wollen. Auch dadurch sollen Ehen aufrechterhalten werden.
Mit diesem Mikro-Management des Privatlebens der Pakistaner hätten die Kleriker aber ihre Vollmachten überschritten, kritisiert die Aktivistin Rakshinda Perveen. "Ihre Empfehlungen sind immer zum Vorteil der Männer."
Die Kleriker sorgen sich wohl um steigende Scheidungsraten im Land. "Es war nun notwendig für uns, Scheidungen schwieriger zu machen", sagt Ratsmitglied Maulana Hair Ashrafi. Pakistanische Medien berichten vermehrt über einen rasanten Anstieg von Scheidungen. Wie hoch die Scheidungsrate allerdings wirklich liegt, ist unklar. Das Justizministerium hat keine landesweiten Zahlen.
dpa/mg - Archivbild: Iftikhar Tanoli (epa)
Kürzlich las ich, dass wenn eine Frau in einem muslimischen Land die Scheidung beantragt, muss sie 2 Zeugen erbringen, die das Unrecht des Noch-Ehemannes beweisen. Selbstverständlich gilt das umgekehrt nicht.
Der Islam hat aber nichts mit dem Islam zu tun, soviel Aufklärung muss sein.
Die Vielehe wird nicht nur von Muslimen praktiziert, Im afrikanische Staat Kamerun wird dies auch von Christen getan, Ist dort vollkommen legal. In den USA gibt es heute noch radikale Mormonen, hauptsaechlich im Bundesstaat Utah, die auch die Vielehe praktizieren. Ist dort allerdings illegal.