Céline Robinet ist im letzten Jahr ihres Medizinstudiums an der Universität Lüttich. Wenn alles klappt wird sie nächstes Jahr fertig. Doch ob die junge Eupenerin dann als Ärztin praktizieren kann, ist fraglich. Denn im frankophonen Landesteil stehen nicht ausreichend INAMI-Nummern zur Verfügung. Diese braucht man aber als Arzt, damit den Patienten die Kosten für Sprechstunden und Medikamente zurückerstattet werden. Wer keine INAMI-Nummer hat, dem bleibt keine große Wahl: "Da bleiben nicht viele Möglichkeiten, die Richtungen ohne INAMI-Nummer sind Gerichtsmedizin, Schulmedizin, Arbeitsmedizin, für Krankenkassen, ins Ausland ist auch ohne INAMI-Nummer möglich, aber man kriegt sie auch später nicht", erklärt Céline Robinet.
Das Problem besteht seit Jahren. Bis 2008 gab es noch einen Numerus Clausus, mit dem die Anzahl der Studenten bereits im ersten Studienjahr beschränkt wurde. Doch seit sechs Jahren wird die Zahl der Absolventen durch ein bestimmtes Kontingent von INAMI-Nummern geregelt. Jeder Universität steht eine bestimmte Anzahl von Nummern zu. Doch wer eine Nummer bekommt, ist den Studenten nicht klar. "Es gibt keine Infos, wie die Nummern vergeben werden. Eine bestimmte Anzahl ist für Fachrichtungen reserviert."
Weil es mehr Studenten als INAMI-Nummern gibt, griffen die Universitäten bislang auf einen Trick zurück. Sie schöpften aus der Reserve der folgenden Jahre, wenn das Kontingent für das laufende Studienjahr aufgebraucht war. Doch jetzt weigern sie sich, so weiter zu machen und fordern die Politik auf zu handeln und das System zu reformieren. Die neue föderale Gesundheitsministerin Maggie De Block von der OpenVld hat zwar Lösungen in Aussicht gestellt, aber es gibt keine kurzfristigen konkreten Angebote - obwohl die Zeit drängt - auch weil es zu wenig Ärzte gibt.
In Flandern ist die Situation anders. Dort regelt eine Aufnahmeprüfung die Zahl der Studenten. Daran wollen die flämischen Politiker auch nicht rütteln.
Die frankophonen Studenten machen jetzt Druck. Denn wenn nichts geschieht, haben Absolventen wie Céline am Ende keine Berufsperspektiven. "Keiner studiert gerne sieben Jahre umsonst."
Nächstes Jahr soll eine Bestandsaufnahme gemacht werden. Man will prüfen, wie viele Ärzte in der Wallonie und in Brüssel noch INAMI-Nummern besitzen, obwohl sie nicht mehr oder weniger arbeiten. Dann soll die Regelung angepasst werden. Doch das nützt Absolventen wie Céline nicht viel. Im Juni brauchen sie eine Lösung.
Am Donnerstag und Freitag wollen sich Medizinstudenten aus Lüttich und Brüssel der Protestaktion ihrer Komilitonen aus Löwen anschließen. Sie hoffen, dass der Streik die Politik zum Handeln bewegt.
Archivbild: vrt
Aufgrund des Ärztemangels in den ländlichen Gebieten, kann man ja bevorzugt INAMI Nummern an diejenigen verteilen die sich schriftlich für einen Zeitraum von 10 Jahren dazu verpflichten in eben diesen Gebieten zu praktizieren.