Es sind Bilder, die um die Welt gehen sollen. 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg lässt Belgien die Frontlinie wieder sichtbar werden. Alle zehn Meter wird ein Fackelträger stehen, insgesamt weit über 8.000. Vom Strand in Nieuwpoort, Westflandern bis zum Kriegerdenkmal von Ploegsteert im wallonischen Comines: 84 Kilometer lang war die besonders tödliche Westfront im neutralen Belgien. Weil es keine Zeitzeugen mehr gibt, haben die Veranstalter bewusst zur Kunst gegriffen. Die menschliche Lichterkette ist eine symbolische Form des Gedenkens, sagt Myriam Vanlerberghe von der Provinz Westflandern. "Wir wollen so viele Menschen wie möglich erreichen und ihnen zeigen, wie sinnlos der Krieg vor 100 Jahren war. Und zwar anhand der Schlüsselereignisse von damals."
Ein solcher Moment ist die Öffnung der Seeschleusen in Nieuwpoort, Ende Oktober 1914. Knapp drei Monate nach dem Einmarsch dringen die Deutschen immer tiefer in Belgien ein. Um sie zu stoppen, greifen König Albert und die belgische Armee zu einer drastischen Maßnahme: Sie setzen das Schlachtfeld unter Wasser, erklärt Genneviève Warland, Historikerin an der Universität Neu-Löwen. Es entsteht die Westfront mit ihren Schützengräben und den mörderischen Schlachten. Der Verlauf der Frontlinie durch Belgien wird am Freitagabend durch die Lichterkette erneut sichtbar werden.
Insgesamt 600.000 Menschen sind während des Ersten Weltkriegs auf belgischem Boden gefallen. Die Namen aller Opfer werden am Freitag auf das Albert-Denkmal in Nieuwpoort, den Yser-Turm in Diksmuide und den Belfried von Ypern projiziert.
König Philippe und Königin Mathilde werden anwesend sein, ebenfalls die Ministerpräsidenten aller Teilstaaten, also von Flandern, der Wallonie, Brüssels, der Französischen und der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Knapp 9.000 Fackelträger werden für die Aktion im Einsatz sein. Die riesige Lichtinstallation wird ab 19:00 Uhr live im VRT- und RTBF-Fernsehen übertragen.