Der Friedensnobelpreis 2014 geht an zwei Kinderrechtsaktivisten aus Indien und Pakistan, Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai. Das gab der Chef des norwegischen Nobelkomitees, Thorbjørn Jagland, am Freitag in Oslo bekannt.
Malala Yousafzai ist mit ihren 17 Jahren die jüngste Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten. Das Mädchen aus Pakistan setzt sich besonders für Bildung für Mädchen ein. Weltbekannt ist sie, seit ihr die Taliban vor zwei Jahren bei einem Anschlag ins Gesicht schossen. Malala lebt heute in Großbritannien. Ihr Ziel ist es, trotz aller Bedrohungen durch Extremisten nach Pakistan zurückzukehren. Sie will Politikerin werden, sagt sie. Ihr Vorbild ist die 2007 ermordete Ministerpräsidentin Benazir Bhutto.
Der 60-jährige Aktivist Kailash Satyarthi hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Kindern eine Kindheit zu geben. Er gründete die Organisation Bachpan Bachao Andolan (Bewegung zur Rettung der Kindheit) und rettete Tausende aus Sklaverei und Schuldknechtschaft. Allein in seiner Heimat Indien schufften offiziellen Zensusdaten zufolge 12,6 Millionen Kinder - sie müssen Müll sammeln, Steine schlagen, Obst an Marktständen verkaufen oder Tee servieren. Satyarthi wurde nach eigenen Angaben mehrfach wegen seiner Arbeit brutal körperlich angegriffen.
Der neue Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi ist in der Region kein Unbekannter. Der indische Menschenrechtsaktivist war 1994 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden. Damals erhielt er den Preis für seine Arbeit als Generalsekretär der Organisation "SACCS", die sich gegen Kindersklaverei einsetzt. Es handelt sich um eine südasiatische Koalition aus 100 Nichtregierungsorganisationen, die sich vorwiegend für die Einhaltung von Menschenrechten einsetzen.
Kampf gegen Unterdrückung von Kindern
Jagland sagte, die beiden bekommen den Preis "für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und jungen Menschen und für das Recht aller Kinder auf Bildung". In den armen Ländern der Welt seien 60 Prozent der Bevölkerung unter 25 Jahre alt. "Es ist eine Voraussetzung für eine friedliche weltweite Entwicklung, dass die Rechte von Kindern und jungen Menschen respektiert werden", sagte Jagland.
Die Auszeichnung ist mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 874.000 Euro) dotiert. Im vergangenen Jahr war die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) geehrt worden.
Der Friedensnobelpreis wird als einziger der prestigeträchtigen Preise nicht in Stockholm, sondern von einer Jury in Oslo vergeben. Dort wird er am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel, auch überreicht.
Die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg gratulierte den diesjährigen Friedensnobelpreisträgern wenige Minuten nach der Vergabe. "Wir finden, dass diese Sache einen Preis verdient hat", sagte sie vor Journalisten.
Indiens Premier zum Nobelpreis: "Ganze Nation stolz"
Indiens Premierminister Narendra Modi hat seinem Landsmann Kailash Satyarthi zum Gewinn des Friedensnobelpreises für den Kampf gegen Kinderarbeit gratuliert. "Die ganze Nation ist stolz auf diesen bedeutsamen Erfolg", sagte Modi am Freitag. "Kailash Satyarthi hat sein Leben einer Sache gewidmet, die für die gesamte Menschheit extrem wichtig ist." Modi hatte selbst als Junge im Teeladen seines Vaters mitgearbeitet. Auch Indiens Präsident Pranab Mukherjee hob die Bedeutung der Auszeichnung Satyarthis hervor. "Der Preis sollte als Anerkennung des wichtigen Beitrags gesehen werden, den die lebendige indische Zivilgesellschaft beim Eindämmen komplexer sozialer Probleme wie Kinderarbeit spielt."
Die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) hat die Vergabe des Friedensnobelpreises an die Kinderrechtsaktivisten Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai als "überwältigende Botschaft an die Welt" gewürdigt. Sie unterstreiche die Bedeutung von Bildung für den Aufbau friedlicher und nachhaltiger Gesellschaften, schrieb Unesco-Generaldirektorin Irina Bokowa. Die Unesco arbeite eng mit beiden Nobelpreisträgern zusammen. "Satyarthi arbeitet mit Leidenschaft und Mut daran, das Recht jeden Kindes auf Bildung zu erfüllen, Malala steht an unserer Seite in dem Kampf für universelle Bildung, vor allem für Mädchen", erklärte die Chefin der in Paris ansässigen UN-Organisation.
EU-Spitzen würdigen Friedensnobelpreisträger
Spitzenvertreter der EU haben die Vergabe des Friedensnobelpreises an Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai als Sieg für Millionen von Kindern gewürdigt. "Diese Entscheidung sendet eine starke Botschaft an all jene, die versuchen, das Grundrecht auf Bildung durch Gewalt, Unterdrückung und feige Drohungen zu untergraben", erklärten EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am Freitag in Brüssel. Die Preisträger stünden für den unnachgiebigen und außerordentlich mutigen Kampf für Kinderrechte.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz erinnerte an eine Rede, die Malala im vergangenen November in Straßburg gehalten hatte. Mit den Worten "Diese Kinder wollen kein iPhone, keine Xbox, Playstation oder Schokolade. Sie wollen nur ein Buch und einen Stift" habe sie damals mehr Unterstützung für all jene gefordert, die nicht zur Schule gehen können. "Die Ausbildung aller Kinder ist von fundamentaler Bedeutung für die Erreichung eines nachhaltigen Friedens", kommentierte Schulz.
Frankreichs Staatspräsident François Hollande hat den Mut und die Hartnäckigkeit der mit dem Friedensnobelpreis geehrten Kinderrechtsaktivisten Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai gewürdigt. "Der Nobelpreis belohnt ihr bemerkenswertes Engagement für die Rechte der Kinder", betonte Hollande, wie der Élysée-Palast am Freitag in Paris mitteilte. Der Staatschef erinnerte daran, dass Kinder die ersten Opfer der Konflikte weltweit seien. "Sie sind es, die als erste massakriert oder als Geiseln genommen werden, sofern sie nicht mit Gewalt (als Soldaten) gemustert werden." Zu viele Kinder müssten in zu vielen Ländern auf das Grundrecht der Bildung verzichten, so Hollande.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai als "starkes und beeindruckendes Mädchen" gewürdigt. "Malala ist ein fantastischer Mensch", sagte der frühere norwegische Ministerpräsident der Nachrichtenagentur NTB. "Sie hinterlässt einen sehr starken Eindruck bei allen, die sie trifft."
dpa/mitt/cd/fs/jp - Bilder: Raveendran/Wole Emmanuel (afp)
Glückwunsch zu dieser mutigen Entscheidung. Ein starkes Signal!