Brot, Bohnen und Beignets: Das Frühstück steht pünktlich auf dem Tisch. Dass sich der Aufbruch dann um eine dicke Stunde verzögert, wundert niemanden mehr. Verspätungen haben alle Unzähmbaren, wie sich die Ravel-Gruppe 2014 getauft hat, mittlerweile schon verinnerlicht. Etappenziel ist Limbé in der englischsprachigen Region Southwest. Die Stadt liegt am Vulkan Mount Cameroon, dem höchsten Berg Westafrikas.
Per Bus geht es von Douala in Richtung Mutengene. Douala ist riesig, die Stadt hangelt sich von Industriezone (nah am Zentrum: Möbel- und Autohäuser) zu Industriezone (zum Rand hin: Holz- und Schrotthändler) und scheint nie zu enden. Der Verkehr ist gruseliger als zu besten Brüsseler Stoßzeiten, ständiges Hupen gehört zum guten Ton und die Straßen sind in einem derart erbärmlichen Zustand, dass man wegen der Schlaglöcher so langsam fahren muss, dass man genausogut neben dem Bus laufen und dabei gleich den täglichen Einkauf erledigen könnte. Am Straßenrand gibt es einfach alles zu kaufen. Und Zeit haben wir ja.
In Mutengene werden erst einmal die Fahrräder, die den Flug alle mehr oder weniger heil überstanden haben, wieder zusammen geschraubt. Auch das dauert länger als geplant, aber nachdem die Startszene für die RTBF-Sendung im Kasten ist, geht es dann um kurz nach elf endlich los. Es hat ein bisschen was von Tour de France – wir werden von der Polizei, mehreren Begleitfahrzeugen und lautem Tatütata begleitet. Den Kandidaten klingeln abends immer noch die Ohren. Dann trennen sich unsere Wege.
Für die Fahrradfahrer geht es über die Teestraße und eine ordentliche Steigung nach Buéa und dann weiter nach Limbé. Der Rest der Truppe, hauptsächlich Presse, fährt nach Limbé in das Medizinische Zentrum des Distrikts Bota, das wie alle anderen medizinischen Einrichtungen von Unicef betreut wird. Mit Unicef-Botschafterin Tatiana Silva besuchen wir dort die Impfstation. Knapp 150.000 Menschen deckt das Gebiet ab – es gibt eine Menge Babys zu versorgen!
Und auch hier erwartet uns ein toller Empfang. Eine Gruppe Männer und Frauen in traditionellen Gewändern singen und tanzen zur Begrüßung. Das medizinische Personal (70 Mitarbeiter sind in Limbé beschäftigt, Arbeit gibt es nach Angaben der Chefin aber für 100) steht Spalier. Und dann dürfen wir beim Wiegen und Impfen zusehen. Geimpft wird gegen so ziemlich alles: Polio, Tuberkulose, Diphterie, Hepatitis, Gelbfieber, Tetanos, Röteln, ...
Beim Rundgang werden wir neugierig von den Frauen beäugt, die sich ansonsten von unserem Auftauchen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Gelassenheit gehört hier eindeutig zur Lebenseinstellung. Man kommt nicht sofort an die Reihe? Kein Problem. Die Zeit vertreiben sich die wartenden Frauen alle gemeinsam mit singen. Auch Musik gehört zur Lebenseinstellung dazu. Auf den Schulhöfen, an denen wir auf dem Weg nach Buéa vorbeikommen, wird überall getanzt. Im Südwesten gehen ungefähr vier von fünf Kindern zur Schule.
In Buéa sehen wir uns noch ein lokales Gesundheitszentrum an. Dort werden Untersuchungen durchgeführt, kleinere Verletzungen behandelt und Medikamente ausgeteilt. Schwierigere Fälle werden an das Zentrum in Limbé weitergeleitet. Allerdings gibt es in Buéa auch einen Entbindungsraum und seit sechs Monaten eine Nachtwache.
Olive wartet auf ihren Termin und zeigt uns stolz ihren kleinen Sohn Victory-Brice. Olive wurde schon vor der Geburt in Buéa betreut, hat dann aber wegen Komplikationen in Limbé entbunden. Und bis auf den Namen ist mit dem Kleinen alles in Ordnung. Auf die Betreuung vor der Geburt ist die kleine Station besonders stolz - und auch auf das “Familienplanungszentrum”, wo junge Mädchen über Verhütung aufgeklärt werden.
Ein Tag reicht nicht, um sich einen Überblick über den Zustand des Gesundheitssystems zu verschaffen – aber mein Eindruck: Hier wird im Kleinen eine Menge getan!
Bilder: BRF