Die Eltern des fünf Jahre alten britischen Krebspatienten Ashya sind wieder mit ihrem Sohn vereint. Sie kamen am Mittwoch im Krankenhaus im spanischen Málaga an, wo der Junge zurzeit behandelt wird. Dort seien sie zu ihrem Sohn vorgelassen worden, berichtete die britische BBC unter Berufung auf Familienmitglieder vor Ort.
Die Eltern waren am Samstag aufgrund eines britischen Haftbefehls in Spanien festgenommen worden. Sie hatten ihren Sohn vergangene Woche ohne Einverständnis der Ärzte aus einem Krankenhaus im englischen Southampton geholt und waren mit ihm nach Spanien gefahren.
Dort wollten sie ihr Ferienhaus verkaufen, um für das Kind eine sogenannte Protonen-Therapie in Prag finanzieren zu können. Die britischen Behörden fürchteten um die Gesundheit des Jungen und ließen die Eltern per Haftbefehl suchen, den die Staatsanwaltschaft am Dienstag wieder aufhob.
Die Eltern hatten den britischen Ärzten des Jungen schwere Vorwürfe gemacht. Die hätten gedroht, dem Ehepaar die Entscheidungsgewalt über die Behandlung des Kindes gerichtlich entziehen zu lassen, sagte der Vater auf einer Pressekonferenz in der südspanischen Metropole Sevilla.
Er habe den Ärzten gesagt, dass er seinen Sohn für eine moderne und teure Protonen-Therapie in ein anderes Krankenhaus bringen wolle. Allerdings habe er den Zeitpunkt dafür geheim gehalten. Mit der vergleichsweise neuen Behandlungsmethode können Tumore nach Angaben von Wissenschaftlern präziser und damit schonender für die umliegenden Organe bekämpft werden. Die Wirksamkeit der Methode ist noch nicht vollends erforscht
Das Krankenhaus in Southampton widersprach der Darstellung von Ashyas Eltern. Niemand habe mit einem Gerichtsbeschluss gedroht, sagte der Chef-Kinderarzt der Klinik dem Sender Sky News. Aus Gründen, die er nicht vollständig öffentlich darlegen könne, seien die Ärzte nach dem Verschwinden der Familie sehr besorgt um Ashyas Sicherheit gewesen.
Ashya kann nach einer Hirntumor-Operation im Juli weder essen und trinken und muss durch einen Schlauch ernährt werden. Dass der kleine Junge alleine in einem Krankenhaus in Spanien lag, während seine Eltern in Auslieferungshaft saßen, löste in Großbritannien eine Welle der Solidarität aus. Selbst Premierminister David Cameron setzte sich dafür ein, die Eltern freizulassen.
Inzwischen hat das Prager Krankenhaus signalisiert, dass Ashya für die Protonen-Therapie aufgenommen werden könne. Er müsse aber zuerst nach England zurückkehren. Über eine Spenden-Seite im Internet zugunsten des Jungen kamen schon mehr als 23.000 Pfund (29.000 Euro) zusammen. Auch nach Aufhebung des Haftbefehls für die Eltern muss die britische Justiz derzeit noch Entscheidungen über die Behandlung des Jungen zustimmen.
dpa - Bild: Cristina Quicler (afp)