Der Dalai Lama hat bei seinem Hamburg-Besuch Gerechtigkeit für die Tibeter gefordert. "Es geht nicht nur um eine politische Lösung für Tibet, sondern es geht um Gerechtigkeit für die Tibeter", sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter am Montag im Völkerkundemuseum. Dort besichtige der Friedensnobelpreisträger eine Ausstellung zum Thema "Tibet - Nomaden in Not".
"Es ist ein Zeichen der Hoffnung, dass es so eine Ausstellung gibt", sagte der 79-Jährige. Seit Jahrzehnten warnt der Dalai Lama, der seit 1959 im indischen Exil lebt, vor einem "kulturellen Völkermord" in seiner Heimat und wurde so zum Symbol eines friedlichen Widerstandes.
"Früher hab' ich auch so einen Mantel getragen", meinte der 79-Jährige und zeigte auf ein Foto mit tibetischen Mönchen, die an einer Prozession teilnehmen. Mit rund 80 Fotos, Alltagsgegenständen und Ritualobjekten dokumentiert die Schau das Leben der Nomaden in der Himalaya-Region, deren jahrhundertealte Tradition bedroht ist: Bis 2015 will die chinesische Verwaltung sie in "sozialistischen Dörfern" zwangsansiedeln. Bislang sind nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker zwei Millionen tibetische Nomaden betroffen. "Die Nomaden waren glücklich, als sie umherziehen konnten. Warum die Chinesen sie sesshaft gemacht haben, weiß ich nicht", sagte der Friedensnobelpreisträger.
Anschließend setzte der Dalai Lama seine buddhistischen Unterweisungen im Congress Centrum fort. "Alle Religionen haben das gleiche Ziel: den Altruismus zu fördern", sagte er vor 5000 Zuhörern. Dabei sei es egal, ob man wie im Christentum an die Liebe Gottes glaube, deren Funke ins Leben aller Menschen überspringe oder wie im Buddhismus an die Abhängigkeit aller Dinge: Alles, was man für andere Menschen tue, habe positive Auswirkungen auf das eigene Leben.
Am Dienstag beendet der Dalai Lama seinen Hamburg-Besuch mit einer Zeremonie zum Buddha des Mitgefühls. Danach nimmt er an einer Podiumsdiskussion zum Thema "...und was ist mit Tibet?" teil.
dpa - Bild: Daniel Bockwoldt (afp)