Tierischer Stress sorgt oft für heiße Gefechte mit Biss- und Kratzwunden. Bei einer Kuh spürt ein Hund schneller, wie diese gelaunt ist. Doch ist ein Mensch in diesem Beziehungsdreieck dabei, kann es gefährlich oder gar tödlich enden. Ende Juli zum Beispiel haben zehn Kühe und zehn Kälber eine Wanderin und ihren angeleinten Hund im Tiroler Stubaital angefallen. Sie wurde schwer verletzt. Die Reanimationsversuche nützten nichts, sie starb noch auf dem Wanderweg.
Auch in anderen Ländern kommt es immer wieder zu ähnlich dramatischen Vorfällen. Gefahr droht vor allem, wenn die Kuh eine Mutterkuh ist. Unter Landwirten ist das Aggressionspotenzial von Mutterkühen bekannt, wenn diese sich bedroht fühlen. In den Alpenländern richtet man sich deshalb auch mit Benimm-Tipps an Touristen. Denn gerade auf alpinen Wanderstrecken ohne Rindviehgehege kommen sich Wanderer und Kühe häufig in die Quere. Die wichtigsten Verhaltensregeln lauten: Distanz halten, Kälber nicht berühren, Hunde an der Leine führen. Doch selbst bei Befolgen dieser Regeln lässt sich ein Angriff nicht ganz ausschließen.
Menschen scheut eine Mutterkuh mehr als eine Milchkuh. Aber sie will vor allem ihr Kalb schützen. In erster Linie vor dem Hund, den sie für einen Wolf hält. Schlecht erzogene und frei herumlaufende Hunde irritieren eine Mutterkuh. Doch auch brav angeleinte Hunde sind noch keine Friedensgarantie. Der Hund spürt die Wut der Kuh noch vor dem Menschen. Nervös entscheidet er sich für den Rückzug, will fliehen und zieht den noch ahnungslosen Wanderer mit sich. Die Kuhherde schließt auf.
Landwirte beklagen, dass viele Wanderer eine Kuh nicht im Geringsten verstehen. Der Stadtmensch erkenne nicht, wann die Zeit für einen zügigen Abgang kommt. Nämlich dann, wenn die Kuh die Stirn senkt oder mit den Klauen scharrt.
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