Ausgerechnet der Unglückskapitän der "Costa Concordia" hat sich als Experte für Panik-Management gegeben und vor Studenten in Rom referiert. Wie die Tageszeitung "La Nazione" am Mittwoch berichtete, war Francesco Schettino im Juli nach Rom eingeladen worden, um in einem Seminar der Medizinischen Fakultät das Unglück vor der Insel Giglio darzustellen.
Er habe den Studenten der Psychopathologie vor allem erläutert, was zu tun sei, wenn Panik ausbricht. Der Uni-Rektor und Politiker sind empört.
"Ich bin als Fachmann eingeladen worden, ich weiß, wie man sich in solchen Fällen verhält", erklärte Schettino seinen Auftritt. Er muss sich seit Juli 2013 in Grosseto unter anderem wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Das Kreuzfahrtschiff war mit mehr als 4200 Menschen an Bord im Januar 2012 vor Giglio auf einen Felsen gefahren.
Schettino wird auch vorgeworfen, das Schiff mitten in der nächtlichen Evakuierung im Stich gelassen zu haben. Er hatte ausgesagt, "aus Versehen" in ein Rettungsboot gerutscht zu sein und die Evakuierung dann von einem Felsen aus geleitet zu haben.
Schettinos Auftritt an der Universität La Sapienza stieß auf heftige Kritik. Der Prozess gegen ihn sei noch im Gang, er sei alles andere als ein Vorbild, meinte die konservative Abgeordnete Sandra Savino.
Der Professor, der Schettino eingeladen hatte, muss sich jetzt vor der Ethikkommission der Uni verantworten und mit Disziplinarmaßnahmen rechnen. Die Universität distanziere sich von dem schwerwiegenden und unwürdigen Vorfall und verurteile ihn scharf, so Rektor Luigi Frati.
Insgesamt 32 Menschen kamen ums Leben. Nach einem Opfer des Unglücks, einem indischen Kellner, wird derzeit bei den Abwrackarbeiten im Innern des Schiffs in Genua noch gesucht.
dpa - Bild: Vincenzo Pinto (afp)