Als erstes Land der Welt erlaubt Uruguay ab sofort den Anbau und Verkauf von Marihuana unter staatlicher Kontrolle. Das am Dienstag in Kraft getretene Gesetz sieht vor, dass registrierte Konsumenten ab 18 Jahren monatlich bis zu 40 Gramm Cannabis für den Eigengebrauch in Apotheken kaufen können, wie die Drogenbehörde JND mitteilte. Der Vertrieb soll jedoch erst Ende des Jahres beginnen. Mit der umstrittenen Neuregelung, die noch liberaler ist als in den Niederlanden, erhofft sich die Linksregierung von Präsident José Mujica Fortschritte im Kampf gegen die Drogenkartelle.
"Das Ziel ist, dem Drogenhandel einen Teil des Marktes zu entziehen und ihm so einen Schlag zu versetzen", sagte der Staatschef, nachdem das Parlament das Gesetz im Dezember vergangenen Jahres endgültig gebilligt hatte. In keinem Fall solle der Konsum gefördert werden. Mujica warnte: "Schlagt nicht über die Stränge. Keine Sucht ist gut. Die einzige Sucht, die jungen Leuten empfohlen wird, ist die der Liebe." Die Opposition in dem südamerikanischen Land hatte den Vorstoß als schweren Fehler und waghalsigen Schritt verurteilt.
Nach dem Gesetz dürfen Privatpersonen mit Wohnsitz in Uruguay bis zu sechs Cannabis-Pflanzen züchten. Zudem werden Marihuana-Clubs mit 15 bis 45 Mitgliedern erlaubt. Diese dürfen bis zu 99 Pflanzen pflegen. Das Rauchen von Marihuana in öffentlich zugänglichen Räumen und Plätzen oder am Arbeitsplatz ist aber verboten. Dazu zählen auch Schulen, Universitäten, Krankenhäuser und öffentliche Verkehrsmittel wie Taxis, Busse und Züge. Werbung ist ebenfalls untersagt.
Die Drogenbehörde JND hat sich als Ziel einer ersten Etappe gesetzt, mit einer staatlich kontrollierten Produktion von jährlich fünf Tonnen rund 25 Prozent des Marihuana-Konsums in Uruguay zu beliefern. Der Preis soll bei 20 Pesos (0,60 Euro) pro Gramm liegen. Angebaut werden soll der Cannabis unter Kontrolle des Militärs.
In den Niederlanden, die oft als Vergleich genannt werden, sind der Anbau und der Großhandel von Marihuana verboten. Nur der Verkauf kleiner Mengen in den sogenannten Coffeeshops wird geduldet. Die Coffeeshops müssen sich jedoch illegal ihre Ware beschaffen, die sie dann legal verkaufen.
dpa - Bild: Miguel Rojo (afp)