Die Parteien der Deutschsprachigen Gemeinschaft wollen mit einer ebenso ungewöhnlichen wie originellen Initiative neue Wählerschichten ansprechen: Rechtzeitig vor den Wahlen erscheint in Ostbelgien ein Sammelalbum, das auf die politische Landschaft der DG zugeschnitten ist.
Die Idee kam Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz bei Netzwerkkontakten im Ausland. Neben Fußballspielern oder Zeichentrickfiguren kann man in Deutschland mittlerweile auch andere Motive sammeln, für Städtealben mit Titeln wie „Braunschweig sammelt Braunschweig" oder „Berlin sammelt Berlin".
Im Fall der DG sollen nun die Porträts der Kandidaten für die Wahlen am 25. Mai auf sogenannte Hochglanzsticker gedruckt werden - anstelle von Wahlplakaten, die viele Bürger als eher störend empfinden. Außerdem wird erwartet, dass über die Sammelleidenschaft und über das Tauschen von „doppelten" Bildern ganz nebenbei das Interesse an den Wahlen geweckt werden kann. Möglicherweise lasse sich so auch die hohe Zahl an Weißwählern reduzieren.
Herausgekommen ist dieser Konsens im Allparteiengespräch zwischen den im PDG vertretenen Fraktionen. Die Bewegung „Vivant" war nicht eingeladen, in einer ersten Reaktion sagte ihr Sprecher Michael Balter dem BRF aber, dass er das Vorhaben „aus kaufmännischer Sicht für sinnvoll" halte.
Für den Umschlag des Sammelalbums wurde eine Panoramaansicht des neuen Parlamentsgebäudes im ehemaligen Sanatorium ausgewählt - zusammen mit einer Karte Belgiens und der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Auf den ersten Seiten können die Wappen der verschiedenen Ebenen im föderalen Belgien eingeklebt werden. Sie werden in einer geringeren Stückzahl gedruckt und dürften darum besonders begehrt sein. Eine Sonderseite ist historischen Aufnahmen von der Einsetzung des ersten Rates der deutschen Kulturgemeinschaft vor mehr als 40 Jahren gewidmet.
Dann folgen auf der Grundlage der Wahlergebnisse von 2009 sechs Doppelseiten mit den 25 PDG-Kandidaten der jeweiligen Parteien. Für die Wahlen zur Kammer, zum Wallonischen Parlament und zum Europaparlament ist jeweils eine Doppelseite für alle Listen vorgesehen.
Neben Name, Alter, Herkunft und Listenplatz wird den Kandidaten auch eine prägnante Aussage zugeordnet. In freien Feldern können die Sammler die Wahlergebnisse mit Vorzugsstimmen und Sitzverteilung eintragen.
Dem Grundprinzip folgend werden die Sammelbilder bunt gemischt in einer Stückzahl von je fünf in Sammeltütchen verkauft - zum Preis von 50 Eurocent. Der Erlös fließt in Projekte zur politischen Bildung.
In einer ersten Auflage sollen 1.000 Exemplare des Albums mit einer entsprechenden Zahl Sammelbilder herausgegeben werden. Der Druck kann erst erfolgen, wenn alle Listen vorgestellt wurden. Ab Dienstag kann man aber schon in allen Zeitschriftenläden eine Vorbestellung abgeben.
"April, April!"
Sammelalben mit Klebebildern von Politikern aus der DG wird es nicht geben. Die Kandidaten für die Wahlen am 25. Mai werden wie üblich auf Wahlplakaten abgebildet sein ...
mitt/sp - Illustrationsbild: Johann Groder (epa)