Die Mörder des früheren indischen Regierungschefs Rajiv Gandhi werden nach politischem und juristischem Hin und Her erstmal doch nicht freikommen. Der Oberste Gerichtshof Indiens verfügte am Donnerstag, die Mittäter blieben zunächst hinter Gitter, wie die indische Nachrichtenagentur IANS berichtete.
Damit setzte das Gericht eine Entscheidung der Regierung des südindischen Bundesstaates Tamil Nadu vom Vortag aus. Diese wollte die letzten sieben Mittäter des Anschlags, die in Tamil Nadu in Haft sitzen, in den kommenden Tagen freilassen. Dabei habe es Verfahrensfehler gegeben, meinte nun allerdings der Supreme Court.
Auch Premierminister Manmohan Singh sprach sich gegen die Freilassung aus und kündigte in einer Erklärung an, seine Regierung werde juristisch dagegen vorgehen. Das Handeln der Landesregierung sei "rechtlich nicht haltbar" und "gegen alle Prinzipien der Gerechtigkeit", heißt es in ungewöhnlich deutlichen Worten in der Mitteilung.
Gandhi war im Mai 1991 bei einem Wahlkampfauftritt in Tamil Nadu von einer Selbstmordattentäterin getötet worden. 26 Mittäter wurden für den Bombenanschlag, bei dem 18 Menschen starben, verurteilt. Die meisten sind mittlerweile auf freiem Fuß.
Rajivs Sohn Rahul Gandhi von der regierenden Kongresspartei hatte sich ebenfalls gegen die Landesregierung gestellt. "Wenn jemand den Premierminister töten und dann frei herumlaufen kann, wie kann dann ein normaler Mann in diesem Land Gerechtigkeit erhalten?", fragte er.
Beobachter sehen in dem Gezerre Wahlkampfverhalten. Im April und Mai wird in Indien ein neues Parlament gewählt. Die Regierung Tamil Nadus erhofft von der Freilassung der Tamilen offenbar Unterstützung durch diese Bevölkerungsgruppe. Die Zentralregierung hingegen erinnert die Menschen daran, dass die Familie Gandhi das Land die meiste Zeit regierte. "Die Ermordung des ehrbaren Rajiv Gandhi war eine Attacke auf die Seele Indiens", erklärte Singh.
dpa/est - Bild: Stefan Ellis (afp)