Die mit Polizeigewalt in Sotschi am Rande der Olympischen Winterspiele festgenommenen Aktivistinnen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot sind wieder in Freiheit. Das teilte Nadeschda Tolokonnikowa am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Auch der Bürgerrechtler Semjon Simonow von der Menschenrechtsorganisation Memorial sagte, dass er und alle anderen Festgenommenen nach ihren Verhören im Stadtteil Adler wieder auf freiem Fuß seien. Tolokonnikowa warf den Uniformierten brutale Gewalt vor. Sie sei mit dem Gesicht über das Parkett gezerrt und geschlagen worden. Die Aktivistin kündigte eine Klage an.
Am Rande der Olympischen Winterspiele in Sotschi waren Aktivistinnen der Punkband Pussy Riot und der prominente Menschenrechtler Semjon Simonow sowie Journalisten festgenommen worden.
Nach unterschiedlichen Medienangaben wurde den beiden Frauen Diebstahl im Hotel oder ein Verstoß gegen Meldeauflagen vorgeworfen. Die Polizei gab auf dpa-Anfrage zunächst keinen Kommentar. Simonow teilte mit, es gehe um insgesamt zehn Aktivisten. Der Menschenrechtler von der Organisation Memorial hatte vor allem die Ausbeutung von Gastarbeitern beim Bau der Olympiaanlagen kritisiert - sehr zum Ärger der russischen Organisatoren der Winterspiele, die als Prestigeprojekt von Kremlchef Wladimir Putin gelten.
Aljochina sagte, Tolokonnikowa und sie seien in den vergangenen Tagen in Sotschi bereits mehrfach festgenommen worden. "Am 16. wurden wir für sieben Stunden festgehalten, und am 17. waren wir zehn Stunden beim (Inlandsgeheimdienst) FSB", sagte sie. Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter des Innenministeriums sagte Moskauer Medien zufolge, die Frauen hätten "gegen Meldeauflagen verstoßen".
Aljochina und Tolokonnikowa waren im Zuge einer Amnestie nach fast zwei Jahren Haft am 23. Dezember 2013 frei gekommen. Beide waren nach einem Anti-Putin-Auftritt in einer Moskauer Kirche 2012 festgenommen und wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" verurteilt worden.
Amnesty International fordert Freilassung von Pussy-Riot-Frauen
Nach der Festnahme von Aktivistinnen der russischen Punkband Pussy Riot hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die sofortige Freilassung gefordert. Die Menschen in Polizeigewahrsam müssten im Olympia-Ort Sotschi auf freien Fuß kommen, teilte Amnesty-Sprecher John Dalhuisen am Dienstag mit. "Unter Präsident Wladimir Putin werden die olympischen Ringe zu Handschellen", unterstrich er.
Dalhuisen warf den russischen Behörden Menschenrechtsverletzungen vor, indem sie massiven Druck auf Aktivisten ausüben würden. "Es geht um Menschen, die nur ihre Meinung sagen. Das ist empörend. Fast täglich gibt es Berichte über Festnahmen. Das Internationale Olympische Komitee muss handeln", betonte er.
dpa/mh - Bild: Yevgeny Feldman (afp)