Als erstes Mitglied der spanischen Monarchie ist die Königstochter Cristina als Beschuldigte in einem Korruptionsskandal vernommen worden. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen und begleitet von antimonarchistischen Protesten begann die Befragung am Samstag im Landgericht von Palma de Mallorca.
Die 48-jährige Infantin soll in den Finanzskandal um ihren Ehemann, den Ex-Handballstar Iñaki Urdangarin, verwickelt sein. Ermittlungsrichter José Castro wirft ihr Steuerbetrug und Geldwäsche vor. Die Vernehmung dauerte nach mehr als vier Stunden am Samstagnachmittag noch an.
In einer Vernehmungspause verriet Manuel Delgado, Anwalt der Bürgerinitiative «Bürgerfront - Wir sind die Mehrheit», Cristina habe auf die Fragen von Richter Castro «zu 95 Prozent mit Ausflüchten» geantwortet. «Sie weiß von nichts, sie kennt niemanden», sagte Delgado vor Journalisten. Die zweitälteste Tochter von König Juan Carlos und Königin Sofía sei aber «ruhig und sehr gut vorbereitet».
Nach Angaben des Anwalts beteuerte Cristina, sie habe ihrem «Mann vertraut». Die Infantin sollte nicht nur auf die Fragen des Richters, sondern auch von der Staatsanwaltschaft, von Delgado und Vertretern anderer Organisationen sowie auch ihrer eigenen Verteidiger antworten. Ein Anwalt der Infantin, Jesús Silva, hatte Freitagabend vor Journalisten gesagt, Cristina werde «ihre Unschuld beweisen».
Die 48-jährige Infantin war kurz vor 10.00 Uhr im Gerichtsgebäude in Palma eingetroffen. Dank einer Ausnahmegenehmigung durfte sie im Auto direkt bis zum Hintereingang vorfahren. Im schwarzen Kostüm ging sie dann gelassen und freundlich lächelnd nur ein paar Meter zu Fuß.
Richter Castro wollte von der Infantin erfahren, inwieweit sie in den Finanzskandal um Urdangarin verwickelt war. Der frühere Handballstar (46) steht im Verdacht, zwischen 2003 und 2006 als Präsident der gemeinnützigen Stiftung Nóos mehr als fünf Millionen Euro staatlicher Mittel in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben.
Als Teilhaberin eines mit ihrem Mann gemeinsam betriebenen Zweig-Unternehmens von Nóos, das als Strohfirma fungiert haben soll, soll Cristina, Nummer sieben in der spanischen Thronfolge, echte und fiktive Privatausgaben als Firmenkosten deklariert haben.
Dutzende Monarchie-Gegner hatten sich bereits am frühen Vormittag vor dem Gerichtsgebäude in Palma versammelt. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie «Gerechtigkeit!» und «Weg mit der Krone». Vor einem großen Polizeiaufgebot von rund 300 Einsatzkräften und mehr als 400 Journalisten aus aller Welt forderten sie das Ende der Monarchie.
Emilio Rappold - dpa - Bild: Lluis Gene (afp)