Im Mai 2013 ist der Fragebogen der Abschlussprüfung Französisch für die Abiturienten einer Sekundarschule in Rotterdam plötzlich im Internet aufgetaucht. Großes Rätselraten. Im Sommer 2013 waren erotische Aufnahmen einer jungen Frau sind im Internet zu sehen. Aufnahmen, die die Schülerin aber nie ins Netz gestellt hatte. Das Mädchen erstattete Anzeige.
Im Oktober 2013 ist die Polizei dem mutmaßlichen Hacker auf die Spur gekommen. Auf seinem Computer stellten die Beamten 42 Millionen Datensätze sicher. Darunter waren auch 2.000 illegale Webcam-Aufnahmen. Ohne dass die Opfer es bemerkten, hatte der 18-Jährige sie ausspioniert, hatte ihnen bei ihrer Arbeit im Büro oder zu Hause zugeschaut. Jetzt muss er sich vor Gericht dafür verantworten.
Die Justizbehörden in den Niederlanden haben am Mittwochabend im niederländischen Fernsehen zu äußerster Vorsicht aufgerufen. Der Tipp der Staatsanwaltschaft: "Wer seine Webcam nicht braucht, sollte sie lieber abkleben". "Ich habe meine Webcam abgeklebt und die Mikrofoneinstellungen sind so, dass man nichts hören kann", sagt Oberstaatsanwalt Lodewijk van Zwietem. Den Niederländern rät er dazu, das ebenfalls zu tun. Nur so könne man ganz sicher sein, dass niemand zuschaut oder mithört.
Die föderale Polizei in Belgien rät ebenfalls dazu. Es gebe zwar keinen Grund zur Panik, sagt Peter De Waele von der Soko Internetkriminalität, trotzdem sollte man wachsam sein. Das Abkleben der Webcam geht ganz einfach, sagt De Waele - dafür reicht es schon, einen Post-It auf das Objektiv zu kleben und es so zu verdecken.
Heutzutage sind die Webcams meist fest eingebaut. Wenn man sie selber einschaltet leuchtet zwar ein kleines Licht auf. Doch für professionelle Hacker ist es ein Kinderspiel, die Kontrollleuchte auszuschalten. Dank des Virus, den sie vorher zum Beispiel über eine E-Mail unbemerkt auf dem Computer des Opfers installiert haben, können sie die Webcam einschalten. Und zwar ohne dass irgendjemandem etwas auffällt.
Der 18-Jährige aus Rotterdam wollte nach Angaben seines Anwalts kein Geld mit den illegalen Aufnahmen verdienen. Der Kick war, in die fremden Computer und damit in die Privatsphäre der Leute einzudringen, allein das habe ihn dazu getrieben. Anwalt Jaap Spigt sagte "ußerdem: Sein Mandant habe im Grunde genommen getan, was auch der amerikanische Geheimdienst NSA tut. Nur habe er eben ohne bestimmte Absicht und ganz alleine operiert.
Archivbild: Pawel Kula (afp)