"El Niño", das Jesuskind, hat eine ganze Arbeiter-Kleinstadt im Nordwesten Spaniens in Ekstase versetzt. Nachdem die Weihnachts-Lotterie "El Gordo" in Spanien bereits Gewinne von 2,2 Milliarden Euro ausgeschüttet hatte, bescherte die Jesuskind-Lotterie dem Krisenland am Montag einen Geldregen von insgesamt 560 Millionen Euro.
Dabei gingen sowohl der Sonderpreis von 40 Millionen, der auf die Losnummer 76254 entfiel, als auch weitere Hauptgewinne in Gesamthöhe von 80 Millionen Euro nach Angaben der Lotteriegesellschaft an die 19.300-Einwohner-Gemeinde Monforte de Lemos in Galicien. Die Wirtschaftskrise machte sich jedoch bemerkbar: 2013 hatte "El Niño" noch 840 Millionen verteilt.
Nahezu überall knallten in der Talgemeinde der Provinz Lugo die Sektkorken. Bürgermeister Severino Rodríguez erklärte der Nachrichtenagentur efe warum: "Die Gewinne sind schon ziemlich verteilt. Eigentlich jeder, den ich kenne, hat ein Teillos mit Gewinn. Wir sind deshalb sehr glücklich, das ist eine große Hilfe in diesen schwierigen Zeiten." Mit dem Geld würden die Menschen "viele Probleme lösen können", der Geldregen werde der gesamten Stadt "Mut und Selbstvertrauen einflößen".
Die Gewinnlose wurden unter anderem in der "Cervecería Manhattan", verkauft. "Wir sind alle in Ekstase, das Telefon hört nicht auf zu klingeln, alle umarmen mich", sagte der Besitzer des Bierlokals, Luis Maceda, außer sich vor Freude. "Auch ich habe etwas abbekommen. Nun bezahle ich meine Wohnung ab." Laut Medien sind unter den Gewinnern viele verarmte Menschen.
Weitere Hauptgewinne der traditionsreichen Lotterie des Dreikönigstags entfielen nach Medienberichten unter anderem an Gemeinden der Provinzen Barcelona, Almería, Cádiz und Córdoba. In der 3200-Einwohner-Gemeinde Luque (Córdoba) in Andalusien kam nach Bekanntgabe der Losnummern die traditionelle Olivenernte zum Erliegen. Zehn Erntearbeiter, die Beteiligungen an Zehntellosen erworben hatten, seien unter den Gewinnern, sagte der Besitzer einer Bar, in der Lose verkauft wurden. "Nun sind sie alle hier mit Familie, Freunden und Kollegen am Feiern", fügte er an.
Vielerorts in Spanien gingen Menschen auf die Straßen, um den Geldregen zu feiern. Viele weinten vor Freude. Arbeiter José, der 25.000 Euro bekommt, konnte in Madrid die Tränen nicht zurückhalten. "Wir alle, ich, meine Frau und meine zwei Söhne, sind arbeitslos", erzählte er. Nun wolle die Familie erst einmal nach langer Zeit wieder ins Restaurant. Einen Wermutstropfen müssen alle Glücklichen verkraften: Die Gewinner der Lotterie müssen neuerdings 20 Prozent Steuern zahlen. Diese fallen im Zuge der Sparmaßnahmen seit dem 1. Januar 2013 auf Gewinne über 2000 Euro an.
Sowohl die Weihnachts-Lotterie, die die größte und älteste der Welt ist und kurz vor Heiligabend zum 201. Mal stattfand, als auch die zweite Sonderziehung am Dreikönigstag, die seit 1941 existiert, locken jedes Jahr einen Großteil der 46 Millionen Spanier vor die Fernseher. Die Ziehung am 6. Januar wird in Anlehnung an das von den Heiligen Drei Königen besuchte Jesuskind "El Niño" genannt. "Viva, viva, hoch lebe das Kind", schrie ein Gewinner in Almería.
dpa - Illustrationsbild: Josep Lago (afp)