Egal was US-Präsident Barack Obama auf der Trauerfeier für Nelson Mandela sagte - der Gebärdensprachdolmetscher nutzte immer dieselben vier oder fünf Zeichen. Sinnlosen Quatsch habe er übersetzt, kritisieren Gehörlose, er sei unfähig und ein Betrüger. Jetzt verrät der Mann: Stimmen in seinem Kopf hätten ihn abgelenkt. Er sei psychisch krank und habe halluziniert, sagte Thamsanqa Jantjie südafrikanischen Medien am Donnerstag. Gehörlose in Südafrika fühlen sich um ihren Abschied vom Nationalhelden Mandela betrogen.
Er leide unter Schizophrenie und nehme Medikamente gegen die Krankheit, verriet Jantjie der Zeitung "The Star". Am Dienstag stand er während der Trauerfeier direkt neben Obama oder UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon. Er wisse nicht, ob es die Wichtigkeit seiner Aufgabe oder die Freude war, die den Anfall auslöste, sagte der Mann aus dem Township Soweto der Zeitung. "Ich konnte nichts tun. Ich versuchte, mich zu kontrollieren und der Welt nicht zu zeigen, was los war."
Gehörlose hatten ihm vorgeworfen, er könne überhaupt nicht übersetzen und habe daher nicht die bekannten Zeichen für Mandela und keine Körpersprache genutzt. Dem widersprach der Dolmetscher dem Radiosender Talk Radio 702 gegenüber. Er dolmetsche bereits seit Jahren und nie habe sich jemand beschwert. "Ich glaube, ich bin ein Champion in Gebärdensprache", sagte er.
Jantjie war von der südafrikanischen Regierung eingestellt worden. Er sollte nach eigenen Angaben etwa 60 Euro für den Arbeitstag erhalten. Nach Informationen des Fernsehsenders eNCA bekam er jedoch kein Geld.
Südafrikas stellvertretende Ministerin für Behinderte, Hendrietta Bogopane-Zulu, räumte ein, Jantjie sei kein ausgebildeter Gebärdensprachdolmetscher. Er könne sich aber in der Sprache verständigen und habe auch schon bei Gerichtsprozessen übersetzt. "Vielleicht beherrscht er nicht die zivilisierten Gebärden, die alle verstehen", sagte sie während einer Pressekonferenz. Die englischen Reden hätten ihn überfordert.
Vor dem Haus des Dolmetschers sammelten sich am Donnerstag Journalisten. Er sorge sich um seine Familie und wolle sich deswegen nicht im Krankenhaus behandeln lassen, berichtete eine eNCA-Reporterin, die mit Jantjie gesprochen hatte.
dpa - Bild: Brendan Smialowski (afp)