
Papst Franziskus hat eine Nabelschau des Heiligen Stuhls kritisiert und diese "Selbstbezogenheit" im Vatikan als einen Defekt angeprangert. Auch wenn die Kurie in Rom in ihrer Gesamtheit kein Fürstenhof sei, so gebe es in ihr bisweilen aber Höflinge, sagte Franziskus in einem Interview der römischen Zeitung "La Repubblica" (Dienstag). Seine Äußerungen erschienen an dem Tag, an dem die von ihm eingesetzte Beratergruppe aus acht Kardinälen erstmals über Reformen der Kurie sprechen wollte.
Franziskus wendet sich in dem Interview nicht nur gegen Narzissmus, von dem auch oft Kirchenführer befallen gewesen seien. Er forderte die katholische Kirche auch erneut auf, sich der Neuzeit zu öffnen. Die größten Übel in der heutigen Welt sind für ihn die hohe Jugendarbeitslosigkeit und die Einsamkeit vieler alter Menschen.
Begleitet von hohen Erwartungen wollen die Purpurträger, darunter als einziger Europäer der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, zunächst bis Donnerstag tagen. Sie sind vom Papst beauftragt, ihm persönlich Reformvorschläge für die Kurie und die Kirche vorzulegen. Weitere Zusammenkünfte der Beratergruppe in der nächsten Zeit sind geplant.
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