Im Prozess um die Havarie der "Costa Concordia" hat das Gericht ein zusätzliches Gutachten über die Instrumente des Kreuzfahrtschiffs angeordnet. Damit entsprachen die Richter am Dienstag den Anträgen einiger Nebenkläger und der Anwälte des angeklagten Kapitäns Francesco Schettino. Sie wollen ihren Mandanten damit entlasten. Für die neue Beurteilung sollen Gutachter das Wrack in Augenschein nehmen, sobald es gesichert ist. Der Prozess soll am 7. Oktober mit der Anhörung der ersten Zeugen fortgesetzt werden. Weitere für diese Woche vorgesehene Termine wurden abgesagt.
Nach zweimonatiger Sommerpause muss sich der Kapitän der "Costa Concordia" seit Montag wieder vor Gericht verantworten. Ihm werden unter anderem fahrlässige Tötung und Körperverletzung sowie Verlassen des Schiffs vorgeworfen. Im Januar 2012 war die "Costa Concordia" vor der Mittelmeer-Insel Giglio auf einen Felsen gelaufen und gekentert, 32 Menschen kamen ums Leben. Nachdem sich weitere Angeklagte ohne Prozess mit der Staatsanwaltschaft auf ein Strafmaß geeinigt hatten, sitzt Schettino alleine auf der Anklagebank.
Kapitän zum Sündenbock gemacht
Seine Anwälte sind der Ansicht, dass der Kapitän von der Reederei "Costa Crociere" zum Sündenbock gemacht wurde und hatten deshalb ein neues Gutachten gefordert. Sie wollen nachweisen, dass nicht nur Schettino, sondern auch Fehler anderer Crewmitglieder sowie technische Mängel für das Unglück verantwortlich gewesen seien. Schettino hatte sich am Montag im Gericht geäußert und seinen Rudergänger beschuldigt, seine Befehle nicht befolgt und damit den Zusammenprall mit dem Felsen verursacht zu haben.
Unterdessen ist am Dienstag die Suche nach den beiden noch vermissten Opfern der Havarie angelaufen. 20 Monate nach dem Unglück suchen Taucher nach den Leichen eines indischen Crewmitglieds und einer Passagierin aus Sizilien. Seit der Aufrichtung des Schiffs in der vergangenen Woche sind die Chancen, sie noch zu finden, deutlich gestiegen.
dpa - Archivbild: Andreas Solaro (afp)