Papst Franziskus hat den italienischen Erzbischof und Vatikan-Diplomaten Pietro Parolin zum neuen Kardinalstaatssekretär berufen. Der 58-Jährige werde das Amt Mitte Oktober übernehmen, teilte der Vatikan am Samstag mit. Parolin folgt damit auf den umstrittenen Kardinal Tarcisio Bertone, dessen Rücktrittsgesuch Franziskus zuvor akzeptiert hatte.
Der Staatssekretär ist einer der wichtigsten Männer in dem Kirchenstaat, er wird auch als Regierungschef und Nummer Zwei im Vatikan bezeichnet.
Damit setzt Franziskus gut fünf Monate nach seiner Wahl zum Papst den Umbau der römischen Kurie fort. Die Ernennung eines neuen Staatssekretärs gilt als wichtigste Personalentscheidung des neuen Pontifex. Er bestätigte gleichzeitig fünf weitere Geistliche auf ihren Posten in der Kurie.
Papst fordert Frieden in Syrien
Papst Franziskus hat erneut eindringlich ein Ende der Gewalt in Syrien gefordert und vor möglichen Militärschlägen gewarnt. "Es ist niemals der Einsatz von Gewalt, der den Frieden bringt", sagte Franziskus am Sonntag beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz in Rom. "Nie wieder Krieg", rief er den Pilgern zu. Für den kommenden Samstag rief der Papst zu einem Tag des Fastens und des Gebets für den Frieden in Syrien und der Welt auf. "Wir wollen, dass in unserer von Spaltungen und Konflikten zerrissenen Gesellschaft der Frieden ausbricht", forderte er.
Der Pontifex verurteilte auch den mutmaßlichen Chemiewaffeneinsatz in Syrien. "Ich sage euch, dass ich immer noch traurig die schrecklichen Bilder der vergangenen Tage im Kopf und im Herzen habe." Er forderte die Parteien im Syrien-Konflikt auf, "mit Mut und Entschlossenheit den Weg des Zusammentreffens und der Verhandlungen" einzuschlagen.
"Eine von Gottes Überraschungen"
Parolin arbeitet seit 2009 als Botschafter des Heiligen Stuhls in Venezuela. Der aus der Nähe von Vicenza stammende Italiener ist seit vielen Jahren Vatikan-Diplomat und Priester. Er drückte Franziskus in einer ersten Stellungnahme seinen "tiefen und herzlichen Dank" für das Vertrauen aus. Sein neues Amt sei eine "anspruchsvolle und fordernde Aufgabe" und seine Nominierung "eine von Gottes Überraschungen in meinem Leben." Parolin wird der jüngste Staatssekretär im Vatikan seit mehr als 70 Jahren.
Mit seiner Ernennung endet auch die Ära des umstrittenen Tarcisio Bertone. Der Italiener war 2006 von Papst Benedikt XVI. zum Kardinalstaatssekretär ernannt worden und stand seitdem immer wieder in der Kritik. Vor allem sein Umgang mit Krisen wie der "Vatileaks"- Affäre um gestohlene Dokumente und dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche wurde bemängelt.
Parolin erreichten nach seiner Berufung zahlreiche Glückwünsche aus aller Welt. Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano sagte: "Ich bin sicher, dass unsere Beziehungen dank seiner Präsenz an der Spitze des Heiligen Stuhles mit neuen Inhalten bereichert werden." Auch Italiens Regierungschef Enrico Letta gratulierte per Telegramm.
dpa/rkr - Archivbild: Julian Abram Wainwright (afp)