16 Monate nach dem Tod des schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin hat in Sanford im US-Bundesstaat Florida der Mordprozess begonnen. Der Fall hatte seinerzeit für internationales Aufsehen gesorgt, weil rassistische Motive hinter der Tat vermutet wurden.
Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten George Zimmerman zum Auftakt am Montag vor, den 17-jährigen Teenager bewusst erschossen zu haben. "Er hat ihn nur aus einem Grund getötet: Weil er es wollte", sagte Staatsanwalt John Guy. Bei einer Verurteilung drohen dem 29-jährigen Schützen 25 Jahre Haft.
Der Angeklagte Zimmerman ist Hispano-Amerikaner und Mitglied einer freiwilligen Bürgerwehr. Er beharrt darauf, vom 17-jährigen Martin attackiert worden zu sein und aus Notwehr geschossen zu haben. Auch US-Präsident Barack Obama hatte sich damals zu dem Fall geäußert: "Wenn ich einen Sohn hätte, würde er wie Trayvon aussehen", sagte Obama. Der Tod des Jungen löste damals eine Rassismusdebatte aus.
Der Staatsanwalt bezeichnete den Angeklagten als Lügner, der in dem unbewaffneten Jugendlichen ohne nähere Gründe einen möglichen Verbrecher gesehen habe. "Als er Trayvon Martin erblickte, sah er in ihm nicht ein Kind, das vom Einkaufen nach Hause ging", sagte der Staatsanwalt. "Er sah etwas Verdächtiges."
Der Angeklagte verfolgt das Plädoyer mit regungslosem Gesicht - Martins Eltern kämpften mit den Tränen. Der Fall hatte seinerzeit auch für Aufsehen gesorgt, weil Zimmerman zunächst gar nicht in Verdacht geriet. Die Polizei hatte seiner Behauptung, aus Notwehr gehandelt zu haben, Glauben geschenkt. Erst nach erheblichem öffentlichen Druck wurde Zimmerman 45 Tage nach den Ereignissen verhaftet.
Die offizielle Anklage hält Zimmerman vor, mit bedingtem Vorsatz gehandelt zu haben - möglicherweise aus rassistischen Motiven. Martin war am Abend des 26. Februar 2012 in der privaten Wohnanlage zum Einkaufen unterwegs. Zimmerman war auf Patrouille, sah den mit einem dunklen Kapuzen-Sweatshirt bekleideten Jungen und rief die Polizei. Wenig später erschoss er den Teenager.
Im Mittelpunkt des Prozesses dürfte stehen, was zwischen dem Anruf und den Schüssen passierte. Entscheidendes Beweisstück könnte die Aufzeichnung eines Notrufes bei der Polizei sein. Im Hintergrund sind Hilfeschrei zu hören. Wessen Stimme zu hören ist, wird das Gericht klären müssen.
dpa - Bild: Nicholas Kamm (afp)