"Hier habe ich gelernt, wie wenig Material nötig ist, um ein Radioprogramm auszustrahlen", sagt die 25-jährige Bütgenbacherin: eine Antenne auf einem Lehmhaus, ein umgebauter CD-Spieler und ein bisschen Erfindungsgabe.
Hanna Peters weiß, wovon sie spricht. Seit Juni 2012 arbeitet sie in Bukavu, in der Haupstadt der Provinz Süd-Kivu, im Osten der Demokratischen Republik Kongo, für die Nichtregierungsorganisation "Radio La Benevolencija", zuerst als Praktikantin im Rahmen ihres Studiums und seit März als feste Mitarbeiterin.
Hanna Peters - die Vita
Jahrgang 1987, Bachelor in Kommunikation an der Uni Lüttich, erster Master in deutsch-französischer Journalistik in Freiburg und Straßburg, zweiter Master in Humanitärer Hilfe in Bochum und Uppsala mit einer Abschlussarbeit über das Thema "Radio für eine bessere Zukunft: Inwiefern können Radiostrategien den Versöhnungsprozess im Ost-Kongo vorantreiben?". Zwischendurch hat Hanna als freie Redaktionsmitarbeiterin beim BRF gearbeitet.
Radio La Benevolencija
"Radio La Benevolencija" ist eine niederländische Nichtregierungsorgansiation und geht auf Forschungsergebnisse des amerikanischen Psychologen Ervin Staub zurück: Radio als Friedensstifter, Radio als Versöhnungskatalysator. Die Finanzierung des Projektes erfolgt aktuell über die Botschaften der Niederlande und Belgiens.
Zur Zeit gibt es drei Niederlassungen der Organisation in Afrika: in Burundi, Ruanda und eben im Kongo. Jedes Büro hat einen eigenen Fokus: "Transitional Justice", Aufarbeitung des Genozids , Versöhnungsarbeit. Auch bemüht sich La Benevolencija positive Beispiele hervorzuheben, vor allem im Bereich des Konfliktmanagements. So wird beispielsweise gezeigt, welche positive Rolle unter anderem die Zivilgesellschaft in sozialen Prozessen spielen kann.
Kivu-See
Das Radioprogramm und die Funktion von Hanna Peters
Das Programm des Büros im Ost-Kongo, an der Grenze zu Ruanda und Burundi, sieht folgendermaßen aus:
- Ein wöchentliches journalistisches Programm über aktuelle und oft soziale Themen, wie zum Beispiel über die häufig vorkommenden Strompannen, über nach langjähriger Planung anlaufende Straßenarbeiten oder auch über die positive Rolle, die verschiedene führende Persönlichkeiten während der Besatzung der Stadt Goma gespielt haben. Hanna Peters betreut diese 20-minütigen Sendungen als Programmkoordinatorin.
- Radiotheater, also sogenannte Radio-Soaps, die mit Schauspielern produziert werden und die realistische Probleme wie beispielsweise die Reintegration von Kindersoldaten in die Gesellschaft, Korruption oder positive Beispiele wie transparente und faire Wahlen inszenieren. Der Skriptentwurf wird auf Französisch verfasst und anschließend in Kiswahili, eine der fünf Landessprachen in der Demokratischen Republik Kongo, übersetzt.
- Die Schaffung von Hörerclubs: Radio La Benevolencija betreibt insgesamt rund 30 Clubs in Nord- und Süd-Kivu, deren Mitglieder in Konfliktmanagement geschult werden. Diese können dann als Friedensstifter in ihrer Gesellschaft agieren.
Das Büro in Bukavu betreibt keinen eigenen Sender, sondern beliefert 16 lokale Radios, die meisten sogenannte "Community Radios", mit seinen Produktionen.
Die Zwischenbilanz von Hanna Peters
Die Kollegen machen einen sehr guten Job, professionell und engagiert."Man muss sich nur ein bisschen auf das afrikanische Zeitgefühl einstellen", hat uns Hanna mit einem Schmunzeln verraten. Der Erfolg eines Projekts hängt - wie überall - davon ab, dass man seine Arbeit regelmäßig kritisch hinterfragt und Verbesserungsvorschläge einbringt. Das gilt vor allem in der Entwicklungszusammenarbeit. Deswegen werden alle Programme auch regelmäßig intern und extern evaluiert. Die Finanzierung des Projekts ist bis Ende Juni 2013 gesichert. Und "für immer" bleiben möchte sie auch nicht. Eine eigene Familie zu gründen, gehört neben beruflichen Herausforderungen für die Bütgenbacherin einfach dazu.
Fotos: Hanna Peters
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