Zigtausende "Stolpersteine" hat der Kölner Künstler Gunter Demnig in den vergangenen 20 Jahren europaweit in Straßenpflasterungen eingelassen. Die Betonquadrate mit einer gravierten Messingplatte obenauf erinnern mit Namen und Lebensdaten an ein Opfer des Nationalsozialismus.
Auch in Eupen werden im kommenden Herbst zwei "Steine des Anstoßes" ins Pflaster eingelassen. Gunter Demnig, der Initiator des Projektes, will sich am Dienstagabend am Sitz des Ministerpräsidenten einer interessierten Öffentlichkeit stellen. Zu dem Vortrags- und Diskussionsabend hat die Vereinigung GrenzGeschichteDG der Autonomen Hochschule eingeladen.
Wie unbegreiflich das Ausmaß an Gewalt und Unmenschlichkeit gewesen sein muss, wurde jetzt noch einmal durch eine amerikanische Untersuchung bestätigt über die am Montag mehrere belgische Tageszeitungen berichteten.
US-Studie aktualisiert Zahlen der Orte des Grauens
Die Zahl der Lager und Ghettos, die die Nazis in ganz Europa errichtet hatten, wurde bislang stets mit etwa 7.000 angegeben. Eine amerikanische Studie zeigt nun ganz andere, erschütternde Zahlen auf. Laut einem Bericht der New York Times, der am Montag in den flämischen Zeitungen De Morgen und De Standaard erschien, soll es sechsmal mehr Nazi-Zwangslager geben haben als bisher bekannt. Danach beläuft sich die Gesamtzahl aller derartiger Einrichtungen, von den ersten "Schutzhaftlagern" des Jahres 1933 bis zum größten Ghetto, demjenigen von Warschau, und einschließlich aller Konzentrationslager, auf 42.500 Zwangsarbeits- und Gefangenenlager, Konzentrationslager und Ghettos.
Ein Forscherteam des United States Holocaust Memorial Museum in der US-Hauptstadt Washington, der größten derartigen Einrichtung in den USA, listet in einem Forschungsprojekt 30.000 Lager für Sklavenarbeit, 1.150 Ghettos, 980 KZ's, 1.000 Kriegsgefangenen-Lager und 500 Bordelle mit Sexsklaven auf. Zweck und Umfang der Lager unterscheiden sich allerdings erheblich. Auch existierten nicht alle 42.500 Lager zur gleichen Zeit.
Die enorme Zahl mache allerdings eines deutlich, so die Projektleiter Geoffrey Megargee und Martin Dean: "Man konnte in Deutschland buchstäblich nirgendwo hingehen, ohne auf Zwangsarbeitslager oder KZs zu stoßen. Sie waren überall, "sagten sie der New York Times.
Die aktuellen Zahlen konnten aufgrund der Forschungsergebnisse von mehr als 400 Projektmitarbeitern ermittelt werden. Sämtliche Daten sollen bis 2025 in einer mehrbändigen Enzyklopädie der Lager veröffentlicht werden. Eine Karte mit den eingezeichneten Lagern illustriert die neue Dimension des Grauens. Demnach gebe es keinen Zweifel daran, dass vielen Zeitgenossen die Existenz der vielen und weitflächig verteilten Lager bekannt gewesen sein müsste.
newyorktimes/demorgen/destandaard/rkr - Bild: Klaus-Dietmar Gabbert (epa)