Die Verleihung des Henry van de Velde-Design Awards ist der jährliche Höhepunkt in der flämischen Designwelt. Alle prämierten Objekte sind schön, praktisch, nachhaltig und jetzt in einer Ausstellung im Flämischen Parlament in Brüssel zu bewundern.
Design ist wichtig für Flandern – dies lässt die sich auf der Ausstellungseröffnung tummelnde Polit-Prominenz vermuten. Jan Peumans, Vorsitzender des Flämischen Parlaments, hält die Grußrede; die Preise werden vom flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters und Joke Schauvliege, seiner Ministerin für Umwelt, Natur und Kultur, überreicht. Er findet: “Design ist zunehmend wichtig für Flanderns Ökonomie, es ist ein Zeichen von Innovation, von der Umsetzung neuer, umweltfreundlicher Ideen“. Es erstaunt daher auch nicht, dass die Institution Design Vlaanderen, die die Preisverleihung zum 19. Mal organisiert, ein Teil der Unternehmeragentur (Agentschap Ondernemen) ist, die der flämischen Regierung untersteht.
Für Belgien sind die Awards der Startschuss ins van de Velde-Jubiläumsjahr. Kaum hätte man einen besseren Namenspatron finden können, als das künstlerische Allround-Talent, das an der Wiege der Bauhausarchitektur stand, unter anderem den modernistischen Bücherturm der Uni Gent schuf oder sich das schwungvolle, blaue “B“ im Logo der belgischen Bahn ausdachte. Seine Werke sind nicht nur optisch stark, sondern auch praktisch und modern. Gleiches gilt für die Entwürfe der Preisträger
Und der Design-Oscar geht an…
Awards gibt es in den Kategorien Lebenswerk, Betrieb und Junges Talent, außerdem zwei Preise für Eco-Design, sieben Qualitätslabel und einen Publikumspreis.
Der Award für das Gesamtwerk geht an den Illustrator Ever Meulen. Sein buntes Universum mit 50er-Jahre-Flair hat nicht nur belgische Zeitschriftencover geziert, sondern auch berühmte Magazine wie “The New Yorker”. Einrichtungsspezialist Indera darf den Preis für die Kategorie Betrieb entgegen nehmen. Indera-Möbel sind keine Eintagsfliegen – das Unternehmen setzt auf Qualität und konsequent modernes Design. Sind die Objekte des Junges Talent-Preisträgers Maarten de Ceulaer (Jahrgang 1983) Kunst oder Design? Schwer zu sagen, aber auf seinen “Molekülsesseln“ sitzt es sich jedenfalls hervorragend.
Im Bereich Eco-Design fiel ein umweltfreundlicher Aluminiumheizkörper von Beams auf, sowie das urbane Mutter-Kind-Skateboard von Quinny. Qualitätsauszeichnungen, die so genannten Label, die für Originalität, Kreativität und Mehrwert stehen, gingen an sieben der 123 Einsendungen. Darunter ist die Nomad-Solarlampe von Alain Gilles, ursprünglich gefertigt für den Einsatz in Katastrophengebieten.
Wer den Publikumspreis 2013 bekommt, entscheiden die Besucher der Design-Ausstellung in den kommenden Wochen. Die Erwartungen sind hoch, nachdem dieser Preis für 2012 nun an Christoph Vervaeke ging, der mit einem schwarzgrauen, mysteriös aussehenden Teppich (Papilio/Prado Rugs) auffiel. Der Clou: Das gute Stück besteht aus alten Fahrradschläuchen.
Die Ausstellung ist vom 16. Januar bis zum 2. März 2013 von montags bis samstags von 10 bis 17 Uhr in der historischen Schalterhalle “De Loketten“ des Flämischen Parlaments in Brüssel zu sehen, der Eintritt ist frei. Flämisches Parlament, Ijzerenkruisstraat 99, 1000 Brüssel
Bild: Henry van de Velde-Design Awards