Zwei Friedensaktivisten aus dem Iran haben in Abwesenheit den Sacharow-Preis des Europaparlaments erhalten. Die Anwältin Nasrin Sotudeh (49) ist inhaftiert, und der Filmemacher Jafar Panahi (52) steht faktisch unter Hausarrest. An ihrer Stelle sprachen am Mittwoch die Friedensnobelpreisträgerin 2003, Schirin Ebadi, und der griechische Filmregisseur Costa-Gavras.
Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) würdigte den Mut der beiden Aktivisten, "die auch weiterhin entschlossen sind, für die Freiheit zu kämpfen". Er forderte die Behörden im Iran auf, Sotudeh "bedingungslos aus dieser schändlichen Haft" freizulassen. In einer symbolischen Geste legte er die Preis-Urkunden auf zwei leere Stühle im Plenarsaal.
Der Preis 2012 sei auch ein Tribut an das iranische Volk, "an seine lebendige und kreative Zivilgesellschaft", sagte Schulz. Gewürdigt werde mit dem Preis auch der iranische Film.
Regierungen und Staaten seien verantwortlich für die schlimmsten Verletzungen der Menschenrechte, hieß es in der Grußbotschaft Sotudehs, die Ebadi bei der Zeremonie verlas.
Sotudeh hatte nach den umstrittenen Präsidentenwahlen 2009 Aktivisten der iranischen Opposition verteidigt und wurde wegen Propaganda gegen die Staatsführung zu elf Jahren Haft verurteilt. Panahi wurde 2010 auch wegen angeblicher Propaganda gegen die islamische Führung zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt.
Es ist die erste Auszeichnung für Iraner. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis "für die Freiheit des Geistes" wird seit 1988 vergeben. Er ist benannt nach dem 1989 gestorbenen russischen Atomphysiker und Bürgerrechtler Andrej Sacharow.
Frühere Preisträger waren der erste schwarze Präsident Südafrikas, Nelson Mandela (1988), der chinesische Bürgerrechtler Hu Jia (2008), die russische Menschenrechtsorganisation Memorial mit den Aktivisten Ljudmila Alexejewa, Oleg Orlow und Sergej Kowaljow (2009) sowie der kubanische Dissident Guillermo Fariñas (2010).
dpa/wb - Bild: Patrick Hertzog (afp)