Trauer. Sie war auf den Trickanruf eines australischen Radiosenders hereingefallen. Der Sender gerät unter Druck.
Großbritannien und Australien trauern nach dem Tod der Krankenschwester Jacintha Saldana in London, die auf den Trickanruf einer australischen Radiostation hereingefallen war. Die verheiratete Mutter zweier Kinder war am Freitagmorgen unter nicht näher genannten Umständen tot aufgefunden worden, berichteten die britischen Medien.
Die Mitarbeiterin des King Edward VII Hospitals hatte unwissentlich einen Scherzanruf des australischen Radiosenders 2Day FM in die Abteilung der schwageren Herzogin Kate durchgestellt. Ein Fremdverschulden schlossen die Ermittler aus, wollten aber nichts zur Todesursache sagen. Britische Medien berichten von Selbstmord. Australiens Regierungschefin Julia Gillard sprach am Samstag von einer "schrecklichen Tragödie".
Die Herzogin von Cambridge (30) war wegen ihrer Schwangerschaftsübelkeit von Montag bis Donnerstag in der Privatklinik behandelt worden. Prinz William und seine Frau Kate reagierten "tief traurig" auf die Nachricht, wie der St. James's Palace mitteilte. "Es wurde sich im King Edward VII Hospital zu jeder Zeit von jedem wundervoll um Ihre königlichen Hoheiten gekümmert - und ihre Gedanken und Gebete sind bei Jacintha Saldanhas Familie, den Freunden und den Kollegen in dieser sehr schwierigen Zeit." Ähnlich äußerte sich auch Australiens Regierungschefin, wie die Zeitung "The Australian" berichtete: "Unsere Gedanken sind mit ihrer Familie und ihren Freunden."
Sender unter Druck
Der australische Sender 2Day FM sprach in einer Mitteilung von einer Tragödie und äußerte über seine Facebook-Seite sein "tiefstes Mitgefühl mit ihrer Familie und allen, die von dieser Situation weltweit betroffen sind". Die für den Streich verantwortlichen Radio-DJs würden vorerst ihre Show ruhen lassen. Zwei Moderatoren des Senders hatten sich am Telefon als Queen Elizabeth II. und Prinz Charles ausgegeben und von einer Krankenschwester Auskunft über Kates Gesundheitszustand bekommen.
Die Facebook-Seite des Senders wurde nach Bekanntwerden des Todes der Krankenschwester mit verärgerten Reaktionen überschwemmt. In vielen der mehreren Tausend Posts wurde die Entlassung der beiden Moderatoren gefordert, berichtete ABC-News. Der Sender wurde zudem aufgefordert, eine Entschädigung an die Hinterbliebenen zu zahlen.
Die Radiostation geriet am Samstag schwer unter Druck. Die Supermarktkette Coles zog ihre Anzeigen bei dem Sender zurück und erklärte dazu, die Australier seien "verärgert und erschüttert über die tragischen Konsequenzen" dieses Streichs. Auch andere Unternehmen kündigten ihre Anzeigen bei 2Day FM. Kommunikationsminister Stephen Conroy forderte den Medienkontrollrat Australiens auf, die Angelegenheit zu untersuchen.
Nach Informationen des BBC war Krankenschwester Saldanha wegen ihres Fehlers nicht zur Verantwortung gerufen worden. Vielmehr habe das Krankenhaus habe der Frau durch die schwere Zeit nach dem Telefonscherz vom Dienstag geholfen, teilte die Klinik mit. Die Frau habe mehr als vier Jahre in dem Krankenhaus gearbeitet und sei eine exzellente Krankenschwester und bei allen Kollegen beliebt gewesen.
Radiosender 2Day FM für Scherze berüchtigt
Der australische Radiosender 2Day FM steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Erst 2009 hatte der Fall einer 14-Jährigen für Proteste gesorgt: Moderatoren hatten sie während einer Sendung an einen Lügendetektor angeschlossen und so dazu gebracht, öffentlich über ihr Sexualleben zu sprechen. Unter anderem berichtete das Mädchen, es sei im Alter von 12 Jahren vergewaltigt worden. Die australische Medienaufsicht drohte mit dem Entzug der Lizenz. Nach Hörerprotesten wurde die Show vorübergehend aus dem Programm genommen.
Ein anderes Mal gab der in Sydney ansässige Sender vor, 150.000 australische Dollar (etwa 120.000 Euro) zur Unterstützung eines behinderten Kindes gesammelt zu haben. In Wirklichkeit aber erhielt die betroffene Familie nur die Namen williger Spender und konnte letztlich nur einen kleinen Teil des versprochenen Geldes einsammeln. "Unterhaltung auf Kosten von sozial Benachteiligten", urteilten Kritiker. In einer anderen Aktion versprach der Sender einer Mutter mit vier behinderten Kindern Eintrittskarten für eine Show - aber nur, wenn ihr diese kein anderer Hörer wegschnappt.
Von Inga Radel, dpa - Bild: Carl Court, afp